Liebe Mama, alles Gute zum Geburtstag - demenzjournal.com

Alzheimer und wir

Liebe Mama, alles Gute zum Geburtstag

Peggy Elfmanns Mutter, berühren.

»Wir haben deinen Arm gestreichelt. Dann hast du jedem von uns in die Augen geschaut, mit einem Lächeln.« Bild Peggy Elfmann

Der 1. Juli ist ein besonderer Tag, weil Mama Geburtstag hat. Ich weiß nicht, ob sie noch weiß, dass sie Geburtstag hat, aber ich bin überzeugt davon, dass sie die Fröhlichkeit spürt, die Erdbeertorte genießt und Freude hat an unserem Geschenk.

Heute ist dein Geburtstag und wir feiern mit dir – und das ist wunderschön. In den vergangenen Tagen war ich ein wenig skeptisch, ob wir feiern sollten und das nicht vielleicht zu anstrengend für dich wird. Ich frage mich das seit einigen Jahren eigentlich immer wieder – und dann, wenn es so weit ist, denke ich: Wie gut, dass wir gefeiert haben! Und auch heute war das wieder so.

Ich bin mir nicht sicher, ob du verstehst, dass wir zusammengekommen sind, um auf dich und deinen Ehrentag anzustoßen. Wir sitzen auf der Terrasse, essen Erdbeertorte, stoßen mit Sekt an. Du hast die Augen geschlossen, schläfst fast die ganze Zeit – und bist doch dabei. Ich bin überzeugt davon, dass du diese Geburtstags-Fröhlichkeit spürst – und das ist doch das Wichtigste, oder?

Ich erinnere mich an die Situation vor sieben Jahren. Damals bist du 60 Jahre geworden und wir hatten eine große Feier geplant. Vorab haben wir uns alle bei euch getroffen. Meine Kleinste war ein Baby und den ganzen Morgen unruhig. Ich wollte eine Runde mit ihr spazierengehen und du bist mitgekommen.

Wir haben eine Runde um den Dorfteich gedreht und als wir nach Hause gingen, fragtest du mich: »Warum sind denn all die Leute da?« Ich erinnere mich an diese Situation so genau, weil ich schockiert war und nicht recht wusste, was ich sagen sollte. Ich wollte meine Überraschung nicht zeigen, um dir kein schlechtes Gefühl zu geben. Und so sagte ich: »Die sind alle gekommen, um mit dir zu feiern.«

Viele kommen nicht mehr

Im Laufe der Jahre sind deine Besucher leider weniger geworden. Viele kommen nicht mehr zu euch. Ich weiß nicht, ob es die Unsicherheit ist oder die Angst, selber einmal an Demenz erkranken zu können. Nun ja … So schön, dass wir heute alle hier sind, deine Familie weiter um dich ist.

Ich weiß nicht, ob du weißt, dass du heute Geburtstag hast. Aber ich hoffe, du spürst, dass du nicht nur heute besonders bist, sondern immer und an jedem Tag. »Happy Birthday« haben wir heute früh für dich gesungen. Du hattest die Augen geschlossen, wie so oft in letzter Zeit.

Die Schriftstellerin Birgit Rabisch schreibt ein Logbuch über die Erkrankung ihres Mannes Bernd

Hans Martens auf seinem Jollenkreuzer.

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Und dann hast du langsam die Augen aufgemacht. Meine Jüngste hat den Topf mit dem duftenden Lavendel gehalten und ihn dir entgegengestreckt. Lange habe ich überlegt, was ich dir schenken kann. Und dann fiel mir ein, dass du Lavendel magst und dass dich der Lavendelduft ja auch jetzt noch erfreuen kann.

Wir haben deinen Arm gestreichelt und gesungen. Dann hast du geschaut und gelächelt, hast leise für dich gemurmelt, jedem von uns in die Augen geschaut, mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

»Wir hoffen, dass du noch lange bei uns bist!«, sagte Papa.

Liebe Mama, danke für alles! Happy Birthday, meine liebe Mama!

Deine Peggy