Der Verlust eines geliebten Menschen ist ein tiefgreifender Einschnitt in unser Leben. Wenn dieser Mensch zudem eine Demenz hatte, warst du vielleicht über lange Zeit in besonderer Weise gefordert und verbunden. Jetzt – nach dem Abschied – mischen sich Trauer und vielleicht auch eine gewisse Erleichterung in einem Meer aus Gefühlen. In dieser herausfordernden Situation kommt leider auch viel Organisatorisches auf dich zu.
Wir wollen dir den Weg erleichtern, indem wir dich durch die Schritte führen, die du jetzt unternehmen kannst.
- Nach dem Todesfall
- Deine Aufgaben bis zur Bestattung
- Was du nach der Bestattung regeln solltest
- Wie du mit der Trauer umgehst und wieder zu dir findest
- Wie geht mein Leben weiter?
- Arbeitsblätter, Checklisten & Co.
- Videos zum Thema
- Wichtige Artikel zu Tod und Trauer
- Bücher, Links & Podcasts zu Tod und Trauer
- So geht es weiter
Als Orientierungshilfe haben wir dir eine Checkliste zusammengestellt, die du hier herunterladen kannst:
Nach dem Todesfall
In den ersten Tagen nach dem Tod deines Angehörigen musst du viel organisieren. Diese Tage sind hektisch und belastend. Suche dir deshalb Menschen, die dich unterstützen und dir Kraft geben können.
Ruf den Arzt
Ist dein Angehöriger zuhause verstorben, rufst du zuerst den Arzt. Das kann der Hausarzt sein oder die Notfallärztin. Der Arzt bestätigt den Tod und stellt den Totenschein aus. Den Totenschein brauchst du für die Beantragung der Sterbeurkunde und die Bestattung. Ist dein Angehöriger in einem Heim oder Krankenhaus verstorben, kümmert sich das Personal um diesen ersten Schritt. Bei Unfall oder Verdacht auf Selbsttötung musst du die Polizei verständigen.
Informiere die Angehörigen
Nahe Angehörige und Freunde wollen rasch über den Tod informiert werden. So können sie Abschied nehmen und ihr könnt das weitere Vorgehen besprechen. Du musst nicht alle sofort benachrichtigen. Wichtig sind enge Bezugspersonen und Verwandte. Vielleicht kann dich einer von ihnen bei deinen Aufgaben unterstützen?
Idealerweise hat der Verstorbene seine Wünsche festgehalten. In jedem Fall solltest du mit den engen Angehörigen diese Fragen durchsprechen:
- Erd- oder Feuerbestattung?
- Ort und Gestaltung des Grabs?
- Leitung der Beerdigung durch einen Geistlichen?
- Gestaltung der Trauerfeier?
Trage Dokumente zusammen
Mit dem Tod deines Angehörigen kommt viel Papierkram auf dich zu. Für die Behördengänge brauchst du folgende Dokumente des Verstorbenen:
- Personalausweis/Pass
- Totenschein
- Geburtsurkunde
- Krankenkassenkarte
- Versicherungsunterlagen und Rentennummer
Falls vorhanden:
- verheiratet: Heiratsurkunde
- geschieden: Scheidungsurteil
- verwitwet: Sterbeurkunde des verstorbenen Partners
- Bestattungsvorsorgevertrag
- Dokumente zu bestehendem Grab
Trage Verfügungen zusammen
Womöglich hat dein Angehöriger Anordnungen für den Fall seines Todes hinterlassen. Das kann ein Organspendeausweis sein, eine Bestattungsverfügung oder ein Bestattungsvorsorgeauftrag mit einem bestimmten Bestattungsunternehmen.
Benachrichtige die Lebens-, Unfall- und Sterbegeldversicherung
Falls dein Angehöriger eine Lebens-, Unfall- oder Sterbegeldversicherung hatte, zählt jede Minute. Prüfe die genauen Meldefristen in den Vertragsbedingungen – oft hast du nur 24 bis 72 Stunden Zeit. Danach verfällt der Anspruch. Melde den Todesfall zuerst telefonisch und dann sicherheitshalber auch schriftlich per Einschreiben. So hast du einen Nachweis, dass die Meldung fristgerecht bei der Versicherung angekommen ist.
Deine Aufgaben bis zur Bestattung
Je nachdem, wie viel du selbst machst und was der Bestatter übernimmt, kann der Aufgabenberg – neben der Trauer – zu einer großen Belastung werden. Sei deshalb auch für dich da und zieh dich auch mal zurück. Nimm dir Zeit, von deinem verstorbenen Angehörigen Abschied zu nehmen, sobald der Termin für die Trauerfeier und die Beisetzung feststeht. Delegiere Aufgaben, die dir zu viel sind. Das steht an:
Kontaktiere den Bestatter und besprich das Vorgehen
Du musst nicht sofort ein Bestattungsunternehmen anrufen. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um dich zu verabschieden. Je nach Bundesland müssen Verstorbene erst nach 24 bis 48 Stunden in eine Kühlzelle gebracht werden.
Liegt ein Bestattungsvorsorgeauftrag vor, nimmst du Kontakt zu dem genannten Unternehmen auf. Ansonsten wählst du selbst ein Bestattungsunternehmen. Es lohnt sich, Angebote zu vergleichen. Wichtig ist aber vor allem, dass du dich bei dem Bestatter aufgehoben fühlst.
Die Bestattung findet in der Regel in den ersten vier bis zehn Tagen statt, Ausnahmen sind möglich. Informiere dich über die Beisetzungsfrist des entsprechenden Bundeslands oder Kantons.
Die Bestattungskosten werden üblicherweise aus dem Nachlass bezahlt. Der Verein aeternitas kommt auf einen Kostendurchschnitt von 4500 bis 7000 Euro. Die Preise variieren je nach Anbieter und hängen von Ort, Qualität und Leistungen ab. Ein »Rundum-Paket« ist meist die teuerste Option: Viele Aufgaben aus dem Bereich Wahlleistungen könnt ihr selbst übernehmen.
Auf diesen Seiten kannst du dich ausführlich über Bestattungen informieren:
Infowebsite österreichischer Bestatter
Informiere das Zivilstands-/Standesamt
Einen Todesfall musst du spätestens am dritten Werktag dem örtlichen Standes-/Zivilstandsamt melden. Dafür brauchst du folgende Dokumente:
- Personalausweis/Pass des Verstorbenen sowie dein eigener
- Totenschein
- Geburtsurkunde
- falls vorhanden: Heiratsurkunde, Scheidungsurteil oder Sterbeurkunde des Ehepartners
Das Standesamt stellt die Sterbeurkunde aus.
💡 Beantrage gleich mehrere Ausfertigungen der Sterbeurkunde, damit du sie verschiedenen Stellen vorlegen kannst.
Was du nach der Bestattung regeln solltest
Jetzt willst du dich vermutlich zurückziehen und in aller Ruhe trauern. Doch es gibt noch ein paar Schritte, die du tun musst, um rechtliche, finanzielle und persönliche Angelegenheiten zu regeln.
Regle Administratives
Danke den Trauergästen mit einem Brief für ihr Kommen. Damit hilfst du auch dir in deinem Trauerprozess. Eine tröstende Perspektive kann auch eine Gedenkfeier bieten (Sechswochenamt, Jahrgedächtnis usw.). Plane die künftige Grabpflege, begleiche Rechnungen und gib – falls vorgesehen – bei einem Steinmetz den Grabstein in Auftrag. Am besten legst du alle Unterlagen in einem Ordner ab. So hast du Belege, Urkunden und Verträge, zum Beispiel zur Grabpflege, gleich zur Hand.
Wie weiter mit Wohnung oder Heimzimmer?
Falls dein Angehöriger noch allein zu Hause gewohnt hat, informiere den Vermieter möglichst bald. Du kannst im Todesfall schneller kündigen. In Deutschland gilt eine verkürzte Kündigungsfrist von 1 Monat, in der Schweiz sind es 3 Monate. Kündige schriftlich mit Hinweis auf den Todesfall und Kopie der Sterbeurkunde.
Hat dein Angehöriger in einem Pflegeheim gelebt, läuft der Vertrag automatisch aus. Erkundige dich bei der Heimleitung nach der Frist für die Zimmerräumung. Oft gibt es klare Regelungen. Solltest du mehr Zeit benötigen, zögere nicht, nach einer individuellen Lösung zu fragen.
Informiere und kündige Versicherungen
Informiere alle Versicherungen deines Angehörigen und kündige sie – von der Haftpflicht bis zur Hausratversicherung. Reiche die Kündigung schriftlich ein und lege eine Kopie der Sterbeurkunde bei.
Kündige oder ändere Verträge
Wenn du ohnehin in den letzten Jahren die rechtlichen Belange deines Angehörigen verwaltet hast, bist du über die laufenden Verträge bestens im Bilde. Ansonsten solltest du dir einen Überblick verschaffen, welche Verträge dein Angehöriger dir als Rechtsnachfolge hinterlässt – und sie kündigen oder anpassen. Dazu gehören:
- Verträge mit Kommunikationsdienstleister & Rundfunkgebühr
- Strom, Gas, Wasser
- Zeitschriftenabos
- Öffentlicher Verkehr
- Spenden
- Vereinsmitgliedschaften
- Verträge mit Mahlzeitendienst, Pflegedienst & Co.
- Online-Mitgliedschaften
- Sonstige (Leasingverträge, Fitnessabos usw.)
Regle Finanzielles
Hat dein Angehöriger Bankgeschäfte noch selbst erledigt, musst du die Bank informieren und allenfalls Vollmachten prüfen. Stoppe Daueraufträge und begleiche Rechnungen. Falls dein Angehöriger Renten oder Sozialleistungen bezogen hat, nimmt Kontakt zur zuständigen Stelle auf. So kannst du eine Überzahlung verhindern und die Leistungen beenden.
Reiche das Testament ein und beantrage einen Erbschein
Liegt ein Testament vor, musst du es beim Nachlassgericht am Wohnort deines verstorbenen Angehörigen einreichen. Achtung: Öffne das Testament nicht, bevor es das Gericht gesehen hat. Manchmal ist das Testament schon bei einem Notar hinterlegt. Gibt es kein Testament, tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft. Gegebenenfalls wird ein Nachlassverfahren eröffnet und ein Nachlassverwalter eingesetzt.
💡 Wenn du das Testament findest, aber nicht einreichst, machst du dich der Urkundenunterdrückung strafbar.
Beim Nachlassgericht kannst du den Erbschein beantragen. Den brauchst du, um dich als Erbe auszuweisen. Mit dem Erbschein erhältst du zum Beispiel Zugriff auf das Vermögen des Verstorbenen oder kannst allfällige Immobilien auf deinen Namen überschreiben. Die Kosten für den Erbschein hängen von der Höhe des Erbes ab. In einigen Fällen kann ein notarielles Testament den Erbschein ersetzen.
💡 Prüfe erst, ob du den Erbschein wirklich brauchst!
Erstens kann ein Erbschein teuer werden. Zweitens gilt das Erbe dann als genommen, was bei einem überschuldeten Nachlass ein Nachteil ist. Du brauchst keinen Erbschein, wenn
- ein notarielles Testament oder ein Erbvertrag vorliegt
- und du keine Bankkonten auflösen oder Immobilien überschreiben musst.
Hier findest du weitere Informationen zur Nachlassregelung:
Informiere das Finanzamt
Binnen drei Monaten musst du den Todesfall dem Finanzamt melden, das für die Erbschaftssteuer zuständig ist. Dies falls:
- das Testament nicht von einem Notar oder Gericht eröffnet wurde.
- der Nachlass keine Immobilien, Firmenanteile oder Vermögen im Ausland enthält.
Regle alles Übrige
Besaß dein Angehöriger ein Auto, so musst du das nun abmelden respektive überschreiben. Denke auch daran, die letzte Steuererklärung deines Angehörigen einzureichen. Regle zuletzt den digitalen Nachlass, falls vorhanden: Kontaktiere die Anbieter von E-Mail-Konten und Social Media-Profilen. Für das Löschen der Konten legst du die Sterbeurkunde vor.
Wie du mit der Trauer umgehst und wieder zu dir findest
Jeder trauert anders. Wie es dir in deiner Trauer geht, hängt von vielen Faktoren ab, darunter deiner Beziehung zum Verstorbenen, deiner aktuellen Situation oder deinen bisherigen Erfahrungen. In diesem Gemisch können auch vermeintlich gegensätzliche Gefühle aufkommen. Viele Angehörige, die einen Menschen mit Demenz begleitet haben, empfinden neben ihrer Trauer auch Erleichterung. Das führt oft zu Gefühlen von Schuld und Scham.
💡 Lass alle deine Gefühle zu. Kein Gefühl ist »falsch«.
Auch wenn der Tod durch die Krankheit zu erwarten war: Mit dem Verlust eines geliebten Menschen zu leben ist schwer. Finde heraus, was du jetzt brauchst:
- Möchtest du allein sein?
- Wünschst du dir jemanden, der da ist? Willst du reden oder einfach nur Gesellschaft?
- Bewegung – besonders in der Natur – baut Stress ab. Einigen Menschen hilft es, wenn sie ihre Trauer »aus dem Körper laufen« können.
- Möchtest du mit einer neutralen (Fach)Person über dein Erleben sprechen?
- Erlebnisberichte und Ratgeber zur Trauerbewältigung können dich auf neue Gedanken bringen, wie du mit deiner Trauer umgehen kannst.
Wie geht mein Leben weiter?
Vielleicht hast du deinen Angehörigen über Jahre hinweg gepflegt. Dafür hast du eigene Bedürfnisse zurückgestellt. Mit dem Tod deines Angehörigen brechen nun viele Aufgaben weg. Das ist einerseits eine Erlösung. Andererseits fallen in dieser Phase viele Angehörige in ein Loch. Deine Aufgabe ist nun, herauszufinden, wer du bist und wie du leben willst.
💡 Sei geduldig in dieser Phase der Neuorientierung. Sie braucht Zeit.
Beginne mit kleinen Dingen, zum Beispiel deiner Morgenroutine. Achte darauf, was dir guttut und wo es dich hinzieht. Tausche dich mit Personen deines Vertrauens aus, um deine Gedanken und Gefühle zu sortieren.
Wir wünschen dir alles Gute auf deinem Weg zu dir. 🌻
Arbeitsblätter, Checklisten & Co.
Diese Checkliste führt dich durch die nötigen Schritte:
Videos zum Thema
Diese Videos zeigen dir, wie andere Menschen mit Verlust umgehen und was ihnen geholfen hat:
Was hilft beim Abschiednehmen?
Ein Trauerbegleiter erzählt
Wie kann man mit Verlust umgehen?
Was passiert, wenn Angehörige sich nicht verabschieden konnten?
Wichtige Artikel zu Tod und Trauer
Aus dem Lexikon demenzwiki
Aus dem Magazin demenzjournal
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Bücher, Links & Podcasts zu Tod und Trauer
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Buch »Uneindeutiger Verlust«: Wie kann man mit »uneindeutigem Verlust« umgehen – etwa, wenn der Partner durch einen Tsunami stirbt oder an Demenz erkrankt? > mehr dazu
Buch »Trauer eine Heimat geben«: Kann es gelingen, nach einem schweren Verlust erneut Lebensfreude zu finden? Tröstende Einsichten von Menschen, die es geschafft haben. > mehr dazu
Buch »endlich.«: Trauer tut weh, aber sie ist wertvoll. Höchste Zeit, Geschichten über das Trauern zu erzählen: krasse und zärtliche, schöne und wütende, fiese, berührende und überraschende. > mehr dazu
Buch »Im Todesfall«: Der Ratgeber unterstützt bei all den Entscheidungen und hilft, die anstehenden Aufgaben zu bewältigen. > mehr dazu
Buch »Abschied und Aufbruch«: Anselm Grün führt uns ein in die Kunst des Abschiednehmens als Loslassen und Weitergehen. Er zeigt, dass das nicht nur belastend, sondern auch befreiend sein kann. > mehr dazu
Buch »Wegweisendes für Witwen«: 80 Prozent aller verwitweten Menschen sind Frauen und doch leben sie im gesellschaftlichen Schatten. Cornelia Kazis bringt in Trauergeschichten und Experteninterviews Licht ins Dunkel. > mehr dazu
Buch »Verlust, Trauma und Resilienz«: Pauline Boss schreibt über das Phänomen »uneindeutiger Verluste« und meint zwei unterschiedliche Erscheinungsformen von Verlusterfahrungen: Zum einen den Verlust eines nahestehenden Menschen, der physisch nicht greifbar, doch psychisch als anwesend empfunden wird. > mehr dazu
So geht es weiter
Du bist nun am Ende des demenznavis angelangt. Wir hoffen, dass es dir geholfen hat, deinen Weg mit Demenz zu finden. Mehr Austausch und Lösungen findest du in unserem demenzforum und auf den Demenz Meets.