«Frohe Weihnachten, Frau Mewes», sagt er mit heller Stimme. Dann entdeckt er Kuno. «Wie gut, dass Sie Besuch haben. Darf ich reinkommen?» – «Ist denn schon wieder Weihnachten», fragt Frau Mewes, «war doch erst gerade.» – «Die Zeit vergeht schnell», antwortet der Weihnachtsmann fröhlich. «Ihre Tanne haben Sie sehr schön geschmückt.»
Vorsichtig nimmt der Weihnachtsmann Frau Mewes die Lockenwickler aus den Haaren und hängt sie zu den anderen Wicklern in den Baum. Der Kater sieht, dass der Weihnachtsmann unter seiner Weihnachtsmütze bunte Ohrringe trägt, das sieht lustig aus.
Vielleicht ist der Weihnachtsmann in Wirklichkeit eine Weihnachtsfrau.
Der Weihnachtsmensch geht jetzt in die Küche und legt einen Sack auf den Tisch. «Bevor es dunkel wird, möchte ich Sie zu einer Schlittenpartie einladen. Wie wär’s?» Wenig später sitzen der Weihnachtsmann und Frau Mewes auf dem Schlitten.
Kuno weiss nicht, ob er mitfahren soll, aber der Weihnachtsmensch hebt ihn einfach hoch und legt ihn Frau Mewes in die Arme. Dann zündet er zwei Wunderkerzen an, eine reicht er Frau Mewes, die andere behält er selbst in der Hand. «Gut festhalten, los geht’s!»
Zu dritt sausen sie den Hügel herunter. Der Wind bläst ihnen ins Gesicht, etwas Schnee ist auch dabei. Die Wunderkerzen sprühen kleine Funken. Frau Mewes lehnt sich weit zurück, dann sind sie schneller. Kuno hört, wie sie leise vor sich hin singt. Er findet den Fahrtwind etwas kalt, aber egal. Als sie unten angekommen sind, bremst der Weihnachtsmann mit seinen Stiefeln vor ein paar schneebedeckten Tannen ab.
Hinter den Tannen steht eine Reihe hell erleuchteter Häuser, in den Fenstern leuchten gelbe und rote Sterne.
«Noch mal!», sagt Frau Mewes entschieden, «als Kind bin ich jeden Tag gerodelt.» – «Aber nicht im Sommer, Frau Mewes», meint der Weihnachtsmann. «Vielleicht doch», meint Frau Mewes, «aber übers Wasser.»
Dreimal fahren sie noch zusammen den Hügel hinunter, dann ist es endgültig dunkel. Im Haus zündet der Weihnachtsmann die Kerzen am Baum an, ein sanfter Schein fällt auf die Lockenwickler und die Socken. Dann packt er seinen Jutesack aus: italienische Salami, Parmesankäse, Forelle, zwei Granatäpfel, Nüsse, Lebkuchen und ein Mistelzweig. Gemeinsam essen sie alles auf, bis auf den Mistelzweig. Kuno ist zufrieden, er fühlt sich voll und rund wie lange nicht mehr. Nur auf den Meerrettich, den es zu den Forellen gab, hätte er verzichten können.
Nach dem Essen hängt der Weihnachtsmann den Mistelzweig über der Haustür auf. «Der soll Ihnen Glück bringen, Frau Mewes», sagt er. «Ich glaube, es hat mich mal jemand geküsst, unter einem Mistelzweig», meint Frau Mewes, «wer war das bloss?» – «Ist vielleicht schon ein bisschen her, oder?», fragt der Weihnachtsmann.
«Kann sein. Der Kuss ist im Nebel verschwunden.»
Frau Mewes lehnt sich in ihrem Sessel zurück und schliesst die Augen. «Sie sind müde», sagt der Weihnachtsmann freundlich. «Ich muss jetzt los, aber Sie haben ja Gesellschaft.» Kuno denkt, dass es tatsächlich eine gute Idee wäre, hier zu bleiben, er mag die Ruhe im Haus, und Frau Mewes ist auch okay. Nur auf die alberne Geschichte mit dem Kuss und dem Mistelzweig hätte er gut verzichten können – Gefühlsduselei!