Wünsche sind ein wichtiger Antreiber. Sie definieren ein Ziel und geben uns die Kraft, die es braucht, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn wir unsere Wünsche erfüllen können, erleben wir uns als wirksam, nützlich und glücklich. Ludwig Wittgenstein beschrieb den Wunsch als Äusserung einer Unbefriedigung.
Was liegt also näher, als sich seiner Wünsche bewusst zu sein und diesen nachzugehen? Im «Ernst des Lebens» stehen diesem einfachen und einleuchtenden Prinzip oft Hemmungen, Angst oder gesellschaftliche Konventionen im Weg.
Schon in unserer Kindheit ist den meisten von uns vermittelt worden: Das Leben ist kein Wunschkonzert! Du wirst nicht alles kriegen, was du willst – also gewöhne dir das Wünschen ab! Manche Menschen tragen ihre verborgenen Wünsche bis ins hohe Alter in sich. Oft gibt es dann erst recht keine Erfüllung mehr, weil diese Menschen gebrechlich sind, keine Begleiter finden oder weil ihnen das Geld fehlt.
In der Ostschweiz sorgen nun Wunscherfüllerinnen und Wunscherfüller dafür, dass die Wünsche von alten Menschen erfüllt werden. «Geheime Wünsche» ist ein Projekt des katholischen Sozialdienst Zentrums in der Stadt St. Gallen.
24 Heime in den Kantonen St. Gallen und Appenzell und 70 grösstenteils ehrenamtliche Mitarbeitende gehören mittlerweile zum Netzwerk.
Die Website www.geheimewuensche.ch und eine Facebook-Seite berichten regelmässig über die Wunscherfüllungen. (Das Projekt musste leider im Dezember 2022 eingestellt werden.) So konnte zum Beispiel der gehbehinderte Hans Hüppi die Blumeninsel Mainau besuchen.
Urs Leutenegger konnte im Hafenrestaurant von Rorschach einen Saibling an Thymianschaum essen.
Bernhard Brack ist Leiter Sozialdienste der Katholischen Kirche im Lebensraum St. Gallen. Er hat das Projekt «Geheime Wünsche» initiiert. alzheimer.ch sprach mit ihm über jugendliche Träume und das Erkennen von Wünschen.
alzheimer.ch: Wie bis du ein Wunscherfüller geworden?
Bernhard Brack: Als Jugendlicher hatte ich einen Traum. Es gibt Denkmäler von berühmten Menschen, es gibt Bibliotheken und Museen, wo man die Werke von Schriftstellern und Künstlern bestaunen kann. Mein Traum war es, dass jeder Mensch einen Platz hat in der Unsterblichkeit.
Mir ist klargeworden, dass in Wünschen eine grosse Kraft liegt. So bin ich auf die Idee gekommen, Wünsche von alten Menschen zu erfüllen.