Ich halte dich in den Armen, und du drückst dich an mich und bedeckst mich mit Küssen. Ich erkenne deinen Leib, ich erkenne den Duft deiner Haare. Ich präge dich mir ein, als ob ich mir für die Tage unserer Trennung Vorräte anlegen müsste.
Einmal sagst du: »Ich bin ein armer Mann, ich kann nichts mehr. Mein Kopf. Ich habe keinen Kopf mehr, ich habe nur noch ‚pffft‘ …« Und dann gehe ich und lasse dich zurück und sehe, wie du wieder in dir selbst verschwindest.
Wolkenfische
Dieser Blog handelt von der Alzheimer-Krankheit meines Mannes. Er handelt von Veränderung und Hader, aber auch von Nähe und dem Erkennen, dass die Krise, in die wir gestürzt wurden, uns auf einen Weg bringt, den wir als wahr empfinden.
– Susanna Erlanger
Das Echo alter Abenteuer
Wir streifen durchs Gebüsch, Hand in Hand, den Kiesweg hinunter, dem Maisfeld entlang. Im Wald setzen wir uns auf einen der Baumstämme, die den Straßenrand begrenzen. Frauen mit Hunden kommen vom Sportplatz her und grüßen, und du legst deinen Kopf an meinen Hals.
Die Rückkehr ist bitter: das Abenteuer unserer Entdeckung, – nach langer Zeit wieder ein Abenteuer, wie wir sie früher mit Lust herausgefordert haben –, es geht zu Ende. Wir steigen die steile, lange Treppe hoch und essen noch einen harten Pfirsich im Café des Heims.
Wir vollziehen unsere Rückverwandlung vom Paar, das die Welt zusammen erkundet, hin zu Getrennten, von denen jedes für sich in seine Welt eintrauert.
Dein Schnauz ist abrasiert, und zum ersten Mal sehe ich deine lange Oberlippe, die hinter der Unterlippe liegt, und ich sehe deine Falten neben dem Mund, die sich tief eingegraben haben.
Was von mir als Ehefrau noch übrig ist, ist die Ankündigung der Pflegerinnen, wenn ich den Raum betrete. Dich überrascht es jedes Mal, dass du eine Frau hast. Und dann sagst du:
Es ist ein Glück mit jemandem zu sein, der das Gleiche lebt wie man selbst. Du bist mein Mensch.
Plötzlich kommt dieser Satz wie vom Himmel gefallen.