14. Oktober 2022
An dieser Stelle beende ich abrupt meinen Rückblick auf die Profanitäten der vergangenen zweieinhalb Jahre, in denen mein literarisches Ich verstummt war. Vor deiner Diagnose hatte ich meinen autofiktionalen Roman Tod der Autorin[1] fertiggestellt. Darin ist der Mann der Hauptperson, die nur die Autorin genannt wird, nach langer Alzheimer-Erkrankung verstorben, tritt aber als höchst lebendiger Geist immer wieder mit ihr in Kontakt. So konnte dein literarisiertes Du ein geistreicher Gesprächspartner sein für mein literarisiertes Ich, während meine Gespräche mit dir aus Fleisch und Blut immer redundanter und banaler wurden. Wir standen am Anfang einer Phase unseres Lebens, über die die Autorin in meinem Roman sagt:
Nur im Angesicht des unverhüllten Schreckens konnte ich auch Zeiten der Leichtigkeit genießen, komische und manchmal glückliche Momente. Und ja, am Ende waren es Liebe, Verständnis und Humor [2], die mich durch diese Zeit gebracht haben.
Wie weise mein literarisches Ich doch ist! Bewundernswert. Ob ich es auch noch werde? Ob ich irgendwann so abgeklärt sein werde? Noch stecke ich mittendrin in dieser Zeit. Wir erleben sie zusammen, aber immer weniger gemeinsam, denn du wähnst dich oft in einer anderen Zeit.