27. Oktober 2022
Ich rufe meine Gedanken zurück zu dir, zurück zu dem jungen Mann, der mit dem Geld, das er im Pub verdient hat, im Frühjahr zu einer Rundreise durch England, Wales und Schottland aufbricht. Rucksack gesattelt, an die Straße gestellt und Daumen raus. Mehrere Kästen mit Dias vermitteln mir ein paar Eindrücke von deiner Tour. Vor allem die schottische Felsküste hatte es dir offenbar angetan. Von ihr gibt es die meisten Fotos. Und von Menschen, denen du begegnet bist, mit denen du einen Teil des Weges gemeinsam gegangen bist, die dich in ihr Haus eingeladen oder zum Hummerfang mit auf den See genommen haben.
Als der Winter nahte, hast du dich um eine Stelle als Ingenieur bei Bechtle, einem international tätigen Konzern beworben und sie dank deiner mittlerweile stark verbesserten Englischkenntnisse auch ergattert. Wie lange deine Tätigkeit dort dauerte, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass sie dir heute deine monatliche Rente um ca. 40 Euro aufstockt, die regelmäßig von The Pension Service überwiesen werden.
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Mitte der Siebziger trieb es dich wieder zurück nach Deutschland, wo du eine Anstellung bei einem Ingenieurbüro in Hamburg-Eimsbüttel annahmst. In diese Zeit fällt der Anfang eines erstaunlichen Wandels in deinem Leben, ohne den wir uns nie kennengelernt hätten. Nach Feierabend nahmst du einen Bleistift zur Hand und schriebst auf die Rückseite von Endlospapier aus dem Firmen-Computer. Doch du schriebst keine Zahlen, keine Berechnungen; du schriebst Gedichte.