Sind wir bereit, Menschen mit Demenz in ihre neue Lebenswelt zu begleiten, durch neu sich öffnende Türen zu gehen und dafür Altes, oft Belastendes über Bord zu werfen? Ich erlebe in meinen Begegnungen mit Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen viele Momente, in denen großes Potenzial für eine neue Qualität des Miteinanders, buchstäblich Heilung liegt, gerade zwischen den Generationen.
Ich traf Rosemarie van der Meer in einem Seniorenheim im brandenburgischen Belzig. Sie stellte mir umgehend ihr so sehr geliebtes Kaninchen vor, um das sie sich mit großer Fürsorge und Freude kümmerte. Aus den Gesprächen mit ihr und dem Pflegepersonal wurde mir bald klar, dass sie wie viele ihrer Generation offensichtlich traumatisiert und abgehärtet ist von Krieg und Überlebenskampf. In dieser Liebe zu ihrem Kaninchen konnte sie vielleicht zum ersten Mal überhaupt oder nach sehr langer Zeit wieder den Gefühlen von Fürsorge für ein Lebewesen Ausdruck verleihen. Wahrscheinlich hatte ihr die Demenz die Tür dazu geöffnet.