Von Christoph Harms
Es ist Dienstagabend, Anfang Februar. Wir sitzen uns gegenüber in einem unscheinbaren Grill-Restaurant in St. Moritz. Ich bin am Sonntag angereist, allein. Grund: ein fünftägiges, intensivmedizinisches Symposium. Damit erfülle ich die Weiterbildungspflicht für meinen Facharzt-Titel in Intensivmedizin für dieses Jahr.
Während einer langweiligen Präsentation verließ ich den Vortragssaal, um einen Kaffee im Foyer zu trinken. Eine Teilnehmerin hatte offenbar dieselbe Idee, sie stand an einem der kleinen Stehtische. Ich schenkte mir einen Kaffee am Buffet ein und stellte mich zu ihr. Wir tauschten ein paar Gedanken zum Symposium aus und lästerten über die laufende Präsentation. Pünktlich zu Beginn des nächsten Vortrages gingen wir zurück an unsere Plätze.
Das Symposium endete an diesem Tag mit einer Round-Table-Diskussion zum Thema »Protektive Beatmungsstrategie in der Intensivmedizin«. Als ich mich danach auf den Weg zu meinem Hotel begab, begegnete ich Regina wieder. Wir verabredeten uns spontan zum Abendessen. Die Wahl fiel auf das Grill-Restaurant, weil wir beide Lust auf ein Stück Fleisch hatten.
»Wie wollen Sie Ihr Steak?«, fragt die junge Serviceangestellte Regina. »Medium-rare.« – »Und Sie?« – »Auch medium-rare«, antworte ich. »Was trinken Sie dazu?« Regina schaut mich fragend an. »Wein?«, frage ich zurück. »Rot oder Weiß?« – »Rot«, antworte ich. »Leicht oder schwer?« – »Schwer«, sage ich sofort. »Glas oder Flasche?« – »Eine Flasche.« – »Das passt ja bestens«, meint sie daraufhin und sucht einen Wein aus der Karte aus.
Small Talk, bis das Essen serviert wird. Das Fleisch ist sehr gut, der Wein passt, und plötzlich wird das Gespräch persönlicher. Ganz offen spreche ich über meine private Situation.