15. August 2010 – Eingeladen
Balsam! Eine Einladung von Christine und Mark zum Mittagessen am Sonntag. Auch Paul strahlt, es gefällt ihm nach dem Essen noch ein Spielchen zu machen.
Mir fällt auf, dass er sich im Gespräch von einem Thema länger nicht lösen kann. Während wir schon beim übernächsten Thema angelangt sind, kommt Paul immer noch mit Beiträgen zu vorhin.
Mein Tagebuch
Diese Aufzeichnungen sind ehrlich, ungeschminkt, offen und authentisch. Mit der Veröffentlichung im Internet gehe ich bewusst das Risiko des mich (zu sehr?) Öffnens ein – aber mit brennendem Herzen. Meine Notizen zeigen ein eigenes, persönliches und ungeschöntes Bild vom Begleiten meines dementen Partners. Mögen diese Tagebucheinträge Menschen in ähnlicher Situation helfen.(uek)
Hier finden Sie alle bisher veröffentlichten Tagebucheinträge.
Zum Glück kann ich ihn immer wieder abfangen und Christine und Mark schalten sogleich auf sein Thema um. So kommt sich Paul nicht völlig daneben vor und fühlt sich als Teil unserer fröhlichen Runde.
Mir tut so gut, dass ich wieder einmal meine Gedanken sprudeln lassen kann und ich merke, dass mir ein Gegenüber auf Augenhöhe im Alltag sehr fehlt. Dieses Austauschen, das muntere Gespräch, ohne vorher alles filtern und bewusst einfache Sätze formulieren zu müssen.
22. August 2010 – Die 500. Puppe!
Ein denkwürdiger Tag mit dieser 500. Puppe für Moldawiens Waisenkinder. Obwohl Sonntag ist – oh Herr, erbarm’ Dich meiner ungehorsamen Seele! – ich konnte es einfach nicht lassen heute Vormittag noch ein paar Puppen einzukleiden. (Ich wollte doch endlich mein Zimmer aufgeräumt haben …)
Doch der Frieden war weg, ich war hässig. Ruhen wäre jetzt dran gewesen, um meine Batterien aufzuladen, statt von einer Ecke in die andere zu eilen, Kleidchen aussuchen, Puppen aus- und anziehen. Schliesslich wollte mir gar nichts mehr gelingen.
Mittags dann ein neues Desaster. Wieder einmal konnte sich Paul recht gut ausdrücken.
Und ich machte Fehler über Fehler. Ich liess mich wieder einmal zu einem Streitgespräch hinreissen.
Und am Nachmittag im Pflegeheim, als wir Hedi besuchten, sagte er, dass er sonst immer mit Ursula käme. Wieder machte ich den Fehler, ihn zu korrigieren. Dass ich Ursula sei und nicht seine Tante oder Mutter, wie er behauptete. Frust in mir, warum kann ich nicht «validieren» oder einfach nur schweigen.
Es ist nicht mein Tag heute. Dann kam noch die Absage, es hätte keinen Platz mehr beim Senioren-Ausflug. Wie schön wäre es, sich einmal herumführen zu lassen, nicht dauernd für zwei denken zu müssen. Und nun wird nichts mit der 3-Seen-Fahrt mit den Senioren!
Es ist mir alles zuwider, ich habe alles satt und hänge lustlos herum. Nichts freut mich und ich versuche auf dem Notebook mir meinen Frust von der Seele zu schreiben. Ein Lichtblick wenigstens: die Herausforderungen des neuen 2010er Word.