Das Telefon klingelt, ich nehme den Hörer ab, sage meinen Namen und weiss nicht ob ich lachen oder weinen soll, als sich am anderen Ende die Polizei meldet: «Herr Tappé, Ihr Vater ist bei uns auf der Wache und möchte sein Auto als gestohlen melden. Das kommt uns irgendwie komisch vor …»
Klar, die Polizei schnallt sofort, dass sie einen Menschen mit Demenz vor sich hat. Umso erstaunlicher, dass mein Vater in dem fortgeschrittenen Stadium seiner Erkrankung noch auf die Idee kommt, die Polizei nach seinem Auto fahnden zu lassen. Als ich dem Beamten mitteile, dass ich der Dieb des Wagens bin, kann der sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mein Vater kommt 30 Minuten später nach Hause und tut so, als wäre nichts gewesen.
Autofahren bei Demenz
Das Thema Autofahren mit Demenz begleitet mich und meine Familie bereits seit über zehn Jahren, als bei meinem Vater eine «langsam voranschreitende Alzheimer-Demenz» diagnostiziert wurde.
Ich musste drei Anläufe nehmen, bis meine Mutter und mein Bruder der gleichen Einschätzung waren wie ich: Das Auto muss weg.
Die Statistik bestätigt meine Vermutung: Personen über 65 Jahre sind überproportional häufig an schweren Verkehrsunfällen beteiligt, so die Deutsche Verkehrswacht.
In anderen europäischen Ländern sind regelmässige Fahrtauglichkeitstests für Senior:innen Pflicht. In Italien und Portugal findet eine Überprüfung bereits für über 50-Jährige statt. Unser Bundesverkehrsminister, Andreas Scheuer, hält davon erstaunlicherweise gar nichts: «Ich lehne Zwangstests für ältere Autofahrer:innen ab». Tja, so bleibt der schwarze Peter bei den Angehörigen. Denn für mich ist der Gedanke, dass eines Tages ein von meinem Vater verursachter Unfall anderen Personen Schaden zufügt, unerträglich.