Dafür gehen Deutsche häufiger zum Arzt: zehnmal im Jahr. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 6,6 Besuchen. Schwedische Patienten konsultieren nur 2,7-mal im Jahr einen Arzt. OECD ist die «Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung» mit 34 Mitgliedsstaaten, zumeist westliche Industrieländer.
Worte sind heilsam
Wie eine Untersuchung der Universität Cambridge zeigt, führt mangelnder Austausch mitunter dazu, dass mehrere Medikamente verschrieben werden, die sich unter Umständen nicht vertragen. Generell gilt: Je besser ein Arzt eine Behandlung erläutert und mit positiven Erwartungen unterlegt, desto effektiver wirkt die Therapie und je eher wird der Patient gesund, so hat es Medizindidaktiker und Linguist Tim Peters von der Uni Bielefeld nachgewiesen.
Ein paar Tipps für Arzttermine
Schreiben Sie zuhause auf, was Sie wissen wollen und was Ihr Arzt von Ihnen wissen sollte. Das hilft, den roten Faden nicht zu verlieren, und der Arzt kann sich schneller ein Bild machen.
- Unter welchen Symptomen leiden Sie?
- Wie lange schon?
- Wann treten sie besonders unangenehm auf?
- Nehmen Sie bereits Medikamente dagegen?
- Leiden Sie an Allergien?
Wie eine Forsa-Umfrage ergab, versteht jeder dritte Patient nicht richtig, was der Arzt sagt. Bitten Sie darum, genau zu erklären, welche Diagnose Ihr Arzt stellt. Was habe ich? Was soll ich tun? Und haken Sie ein, wenn Sie etwas nicht verstehen.
Infos aus dem Internet
Studien haben ergeben, dass 90 Prozent aller Patienten, die einen Computer haben, versuchen, sich über ihre Beschwerden im Internet schlau zu machen. Das kann hilfreich sein, sollte Sie aber nicht hindern, einen Arzt Ihres Vertrauens zu konsultieren. Denn Selbstdiagnosen sind riskant, weil sich viele Aspekte ohne medizinische Kenntnisse nicht richtig einordnen lassen.
Wer Fragen vage formuliert, erhält oft falsche Antworten. Ausserdem trennen Suchmaschinen nicht die Spreu vom Weizen. Das wird von Anbietern ausgenutzt, die wissen, wie sie im Ranking der Angebote auf ersten Plätzen landen.
Die Medizin wird weiblicher
Schon heute praktizieren mehr Frauen als Männer in diesem Beruf, mit steigender Tendenz. Ärztinnen fragen genauer als ihre männlichen Kollegen nach Krankengeschichten, gehen ausführlicher auf Ängste ein, erklären ausführlicher die Diagnose und das weitere Vorgehen. Das besagt eine Studie des Uniklinikums Basel.
Klinikärzte wünschen sich mehr Zeit
Aus einer aktuellen Mitgliederbefragung des Marburger Bundes geht hervor: Klinikärzte beklagen fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit, kaum Zeit für Gespräche mit Patienten, steigende Belastung, unzureichende Personalausstattung und Dokumentationswahn. Der Zeitaufwand für Datenerfassung und Dokumentation liege im Schnitt bei drei Stunden pro Tag.
«Wenn nur die Hälfte an Zeit für unsinnige Schreibarbeit eingespart werden könnte, hätten wir schon viel für die Patientenversorgung gewonnen», sagt Dr. Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes. Jeder vierte angestellte Arzt verzweifelt an seinen Arbeitsbedingungen und denkt über einen Berufswechsel nach.