Essen und dazu Medikamente schlucken ist nicht immer gut
Auch bei einer 75-jährigen Patientin fragte sich Wolzt, warum das verschriebene Medikament nicht wirkte. Die Dame brauchte Schilddrüsenhormone, aber obwohl die Dosis ausreichend war und die Frau schwor, die Tabletten brav zu nehmen, liess sich im Blut keine ausreichend hohe Konzentration nachweisen.
Wieder brachte ihn beharrliches Fragen auf die Ursache: Die Frau schluckte die Tabletten immer mit dem Essen, weil sie gehört hatte, dass das den Magen schone. Dies trifft zwar auf einige Medikamente zu, nicht aber auf Schilddrüsenhormone. «Die Nahrung im Darm verhinderte, dass die Hormone genügend aufgenommen wurden», sagt Wolzt.
Ähnliches kann passieren, wenn man bestimmte Antibiotika (Tetrazykline) oder Medikamente zur Behandlung einer Osteoporose (Bisphosphonate) mit Milch oder kalziumhaltigem Mineralwasser schluckt. «Das Kalzium in der Milch formt einen Komplex mit den Arzneimitteln und sie werden nicht richtig aufgenommen», erklärt Mörike.
Tabletten nimmt man sowieso am besten mit Leitungswasser zu sich – und auf keinen Fall mit Grapefruitsaft: Die unschuldige Frucht blockiert den Abbau von mehr als 85 Medikamenten.
Dies hatte ein Forscherteam vom kanadischen Lawson Health Research Institute schon vor mehr als 20 Jahren herausgefunden. Die Arzneimittel wirken dann
stärker. Schon ein Glas mit 200 Millilitern genügt mitunter, um Symptome zu verursachen. Das reicht von Blutdruckabfall zu schweren Nierenschäden oder Muskelzerstörung.
«Grapefruitliebhaber brauchen aber nicht ganz auf ihre Lieblingsfrucht zu verzichten», sagt Mörike. «Auch hier gilt wieder: Wenn der Arzt davon weiss, kann er einfach die Dosis des Medikaments reduzieren.» Hat man von Grapefruit aber auf einmal genug, muss man die Dosis wieder erhöhen.
Der Experte rät grundsätzlich dazu, Vorlieben für Nahrungsmittel oder Getränke in Kombination mit Medikamenten nicht zu exzessiv auszuleben. Die Inhaltsstoffe von Lakritze etwa lassen den Blutdruck ansteigen. Wer Blutdruckmittel nimmt, sollte besser auf grössere Mengen davon verzichten. Gefährlich sind auch manche Kombinationen mit Alkohol. «Vor allem zusammen mit Schlafmitteln, manchen Antidepressiva oder Opiat-Schmerzmitteln wird man müde und schläfrig.»