alzheimer.ch: Pfizer hat die Forschung an Alzheimer-Medikamenten eingestellt. Macht Sie das wütend?
Richard Dodel: Ich bin enttäuscht. Pfizer ist eines der weltweit grössten Unternehmen in der Pharmabranche und wenn so ein Riese die Forschung stoppt, ist das deprimierend.
Warum hat sich Pfizer so entschieden?
Der Firma ist möglicherweise das Risiko zu gross. Die Entwicklung eines neuen Medikamentes kostet mehrere 100 Millionen Franken, und die in Arzneimittelstudien geprüften Medikamente wirkten nicht so, wie man sich das erhofft hatte.
War es ein Fehler, dass sich die Forscher so auf die Eiweissablagerungen als Ziel für Medikamente konzentrierten?
Das weiss keiner. Vor 10 Jahren dachten wir, wenn wir die Ablagerungen, also die Plaques, beseitigen, werden wir die Erkrankung heilen. Das war ein Trugschluss. Trotzdem haben wir viel daraus gelernt.
Und zwar?
Die Plaques sind wahrscheinlich der Endzustand, deshalb müssen wir viel früher eingreifen. Zum Beispiel mit Wirkstoffen, die an den Sekretasen wirken. Sekretasen sind Enzyme, die den wesentlichen Bestandteil der Plaques – das beta-Amyloid – aus einem gröseren Eiweiss herausschneiden.
Die neuen Wirkstoffe sollen verhindern, dass beta-Amyloid überhaupt gebildet wird. Es gibt drei verschiedene Ansätze: Alpha-Sekretase-Aktivatoren und Beta- und Gamma-Sekretasehemmer.
Hat man eine Wirkung festgestellt?
Leider auch nicht so, wie erhofft. Mit einem Gamma-Sekretase-Hemmer verschlechterte sich die Kognition bei den Patienten und es traten häufiger Tumore auf – deshalb ist die Studie vorzeitig abgebrochen worden.