Viele Menschen sagen, dass sie erleichtert waren, als sie nach langer Abklärung die Diagnose bekamen. Jetzt haben die Veränderungen endlich einen Namen. Aber es tauchen auch Fragen und Ängste auf: Was jetzt? Wie lange bin ich noch ich selbst? Wie sage ich es den Kindern, den Nachbarn, Arbeitskollegen …?

In diesem Navi sprechen wir dich als Menschen mit einer Demenzdiagnose an. Wir schaffen Klarheit und zeigen Wege auf, wie du mit großen Fragen und alltäglichen Herausforderungen umgehen kannst. Dabei ermutigen wir dich, mit deinen Verbündeten Schritt für Schritt voranzugehen und dein Leben mit Demenz aktiv zu gestalten.

Was eine leichte Demenz bedeutet

Mit »leichter Demenz« beschreiben Fachpersonen eine frühe oder milde Form. Demenz ist eine chronische Erkrankung des Gehirns, die zu einem Verlust kognitiver Fähigkeiten führt. Betroffen sind unter anderem Gedächtnis, Denken, Urteilsvermögen, Sprache und die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben auszuführen. Je nach körperlicher und geistiger Fitness können Menschen mit leichter Demenz ihre Einschränkungen gut ausgleichen. Es kann sein, dass sie oder ihr Umfeld die Symptome kaum wahrnehmen.

💡 Die Grenzen zwischen den Demenzphasen verlaufen fließend, Symptome treten unterschiedlich intensiv und in verschiedenen Kombinationen auf.

Diese Symptome einer leichten Demenz können bei dir auftreten:

Du wirst vergesslicher

Du lobst deine Nachbarin für die prächtigen Zucchini, die in ihrem Garten wachsen. Als sie dir am nächsten Tag eine bringt, bist du überrascht. Du erinnerst dich nicht mehr an euer Gespräch. Bei leichter Demenz gehen vor allem neue Informationen verloren. Du erinnerst dich nicht an Abmachungen und vergisst Termine. Wenn dich dein Gegenüber darauf anspricht, reagierst du ungläubig, verletzt oder wütend.

Dir fehlen Wörter

Du hast das Ding schon tausendmal gebraucht. Du hältst es in der Hand. Die Bezeichnung liegt dir auf der Zunge, aber sie fällt dir nicht ein. Du sagst: »Das Ding für die Suppe«. Später erinnerst du dich: Das Ding heißt »Löffel«. Wortfindungsstörungen können früh auftreten. Es besteht die Gefahr, dass du im Gespräch übergangen wirst. Lass dich nicht unterkriegen! Sag deinen Gesprächspartnern, dass du länger nach Wörtern suchen musst und sie Geduld haben sollen.

Du verläufst dich

Die Anreise zum Hotel hat gut funktioniert. Du kennst es von früher. Trotzdem stehst du nach dem Baden im Pool auf dem Gang und bist verloren. Wo war nochmal das Zimmer? Bei leichter Demenz kann es sein, dass du dich verirrst – besonders in ungewohnter Umgebung, zum Beispiel im Urlaub. Wir geben dir im Kapitel »Tipps für den Alltag« Tipps, was dir bei der Orientierung helfen kann.

Daten und Zeiten geraten durcheinander

Eben hast du mit der Hausärztin telefoniert und den Termin auf einen Zettel geschrieben. Als du in der Praxis erscheinst, erklärt dir die Sprechstundenhilfe, dass der Termin letzte Woche war. Verwechslungen von Zeiten, Orten und Daten können in der Anfangsphase einer Demenz öfters vorkommen. Wie du deinen Alltag strukturieren kannst, erfährst du im Kapitel »Tipps für den Alltag«.

Vertiefe ein Thema zum Leben mit Demenz

Es ist nicht gesagt, dass alle Symptome auch auf dich zutreffen. Demenz verläuft sehr individuell. Es gibt Menschen mit Demenz, die sich auch nach Jahren mit der Erkrankung noch hervorragend ausdrücken können. Die Kunst ist: Lass dich nicht verrückt machen durch Symptome, Prognosen & Co. Aber stecke auch nicht den Kopf in den Sand. Jetzt ist es Zeit, Altes zu überdenken und einen neuen Kurs zu setzen!


⛵️ Setze einen neuen Kurs: Überdenke Altes und gestalte Beziehung


🤝 Stell dir ein Team zusammen: Es unterstützt dich im Alltag


🧠 Behandlung von Demenz: Symptome lindern, Lebensqualität schaffen


⚙️ Was du jetzt regeln solltest – rechtliche und medizinische Entscheidungen


💼 Junge Menschen mit Demenz – neue Dynamik in Beruf und Familie


🧰 Tipps für den Alltag – für mehr Selbstständigkeit und Mobilität

Arbeitsblätter, Checklisten & Co. zum Thema

Diese Downloads helfen dir, individuelle Lösungen für dein Leben mit Demenz zu finden.

📋 Die Diagnose Demenz annehmen
Einige Ideen, wie du mit deiner neuen Situation besser umgehen kannst

📋 Stelle dir dein Team zusammen
Ein Team kann dich und deine Angehörigen im Alltag unterstützen

📋 Wie kann dein Team dich unterstützen?
Verteile Aufgabe, die in deinem Alltag wichtig sind

Videos zum Leben mit Demenz

Diese Videos zeigen dir, wie andere Menschen mit Demenz umgehen.


Lernvideo: Wie kann man über schwierige Themen sprechen?

Quelle Marcus May demenzworld/YouTube

Demenz-Aktivistin Helga Rohra erklärt, wie ihr Logopädie geholfen hat.

Quelle HfH/YouTube

In der Tagesstätte mosa!k treffen sich Jung- und Frühbetroffene

Quelle Marcus May demenzworld/YouTube

Ärztin Irene Bopp über Outing, Berufsausstieg & mehr

Quelle rüffer & rub Verlag/YouTube

Silke steckt trotz Diagnose den Kopf nicht in den Sand

Quelle KuKuKTV/YouTube

Wichtige Artikel zum Thema Leben mit Demenz

Aus dem demenzwiki


Aus dem demenzjournal

Häufig gestellte Fragen zum Thema

Welche Symptome treten bei leichter Demenz auf?

Demenz ist eine komplexe Erkrankung des Gehirns, deren Ursache(n) noch unklar sind. Die Symptome können individuell variieren. Häufig treten bei in der Frühphase einer Demenz folgende Veränderungen auf:

  • Gedächtnis: Das Kurzzeitgedächtnis verschlechtert sich. Termine, Namen, gestellte Fragen gehen vergessen.
  • Kognition: Alltägliche Aufgaben wie Rechnungen zahlen oder einkaufen fallen zunehmend schwer, weil dazu nötige geistige Fähigkeiten (planen, organisieren, konzentriert etwas erledigen) beeinträchtigt sind.
  • Sprache: Wörter wollen einem nicht einfallen, man kann Gesprächen schlechter folgen.
  • Orientierung: Zunehmend fällt die Orientierung schwer, sei es in Bezug auf Ort, Zeit oder Personen.
  • Verhalten: Demenz kann zu einem veränderten Verhalten führen, zum Beispiel zu Gereiztheit, Depressionen, Angstzuständen und sozialem Rückzug. Dies ist oft eine Folge der oben genannten Veränderungen.

Kann ich die Erkrankung in einem Frühstadium noch stoppen?

Auch wenn du bereits eine leichte Demenz hast, gibt es Möglichkeiten, dein Gehirn so lange wie möglich fit zu halten. Das kannst du tun:

  • Halte deinen Geist aktiv durch Übungen wie Rätsellösen und Gedächtnistraining. Du kannst mentales Training auch in deine täglichen Aufgaben einbauen (z.B. Zeitung lesen und Wichtiges notieren).
  • Pflege gesunde Routinen: Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und gesunden Fetten, auf regelmäßige soziale Interaktion und Bewegung. Selbst Spaziergänge oder ein kurzes Gespräch mit der Nachbarin fördern deine Gehirngesundheit.
  • Ergotherapie hilft dir, deine Alltagsfähigkeiten zu erhalten. Physiotherapie stärkt deinen Körper und verbessert deine Motorik.
  • Reduziere Stress durch Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Tätigkeiten, die dich entspannen (z.B. im Garten arbeiten, malen, handwerken, Sport …).
  • Behalte deinen Gesundheitszustand zusammen mit deinem Hausarzt oder einer Spezialistin im Blick und behandle Herz-Kreislauferkrankungen.

Wo finde ich Hilfe und Informationen zum Thema Demenz?

Es ist wichtig, dass du dich zum Thema Demenz informierst und Hilfsangebote wahrnimmst. Verschiedene Anlaufstellen bieten Unterstützung:

  • Online-Plattformen und Foren: Auf demenzwiki und demenzjournal erhältst du verlässliche Informationen, auf demenzforum kannst dich online mit anderen Angehörigen und Betroffenen austauschen.
  • Hausarzt oder Fachärztin für Neurologie/Psychiatrie: Der Hausarzt ist Ansprechperson Nummer 1. Ergänzend kannst du dich von einer Spezialistin begleiten lassen.
  • Demenzorganisationen: Nimm mit einer regionalen Demenzorganisation Kontakt auf. In Deutschland ist das die Deutschen Alzheimer Gesellschaft, in der Schweiz Alzheimer Schweiz, in Österreich Alzheimer Austria und die Österreichische Alzheimergesellschaft. Die Dachorganisationen haben oft eine kostenlose Hotline, die du bei Fragen anrufen kannst. Es gibt auch lokale Organisationen, die Betroffene und Angehörige mit Rat und Tat zur Seite stehen.
  • Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste bieten spezialisierte Pflegekräfte und können auch Beratung für Angehörige anbieten.
  • Soziale Dienste und Beratungsstellen informieren über Unterstützungsangebote in der Region.
  • Psychotherapeuten und Psychologinnen helfen dir und deinen Angehörigen bei der Bewältigung von emotionalen Herausforderungen, die mit Demenz einhergehen können.
  • In Selbsthilfegruppen seid ihr »unter euch« und könnt sehr offen über euer Leben mit Demenz, Schwierigkeiten und Lösungen sprechen. Hier kannst du nach Selbsthilfegruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz suchen.

Was kann ich tun, um mein Gehirn so lange wie möglich fit zu halten?

Auch wenn du bereits eine leichte Demenz hast, gibt es Möglichkeiten, dein Gehirn so lange wie möglich fit zu halten. Das kannst du tun:

  • Halte deinen Geist aktiv durch Übungen wie Rätsellösen und Gedächtnistraining. Du kannst mentales Training auch in deine täglichen Aufgaben einbauen (z.B. Zeitung lesen und Wichtiges notieren).
  • Pflege gesunde Routinen: Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und gesunden Fetten, auf regelmäßige soziale Interaktion und Bewegung. Selbst Spaziergänge oder ein kurzes Gespräch mit der Nachbarin fördern deine Gehirngesundheit.
  • Ergotherapie hilft dir, deine Alltagsfähigkeiten zu erhalten. Physiotherapie stärkt deinen Körper und verbessert deine Motorik.
  • Reduziere Stress durch Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Tätigkeiten, die dich entspannen (z.B. im Garten arbeiten, malen, handwerken, Sport …).
  • Behalte deinen Gesundheitszustand zusammen mit deinem Hausarzt oder einer Spezialistin im Blick und behandle Herz-Kreislauferkrankungen.

Mit wem kann ich über meine Situation reden?

In Selbsthilfegruppen kannst du dich mit anderen Betroffenen und Angehörigen austauschen. Sie wissen, wovon du sprichst. Hier findest du Selbsthilfegruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch Gruppen auf Facebook sind niederschwellige Möglichkeiten, mit anderen in Kontakt zu kommen, zum Beispiel im demenzforum. Auf lokalen Treffen wie den Demenz Meets erfährst du nicht nur Wissenswertes zum Leben mit Demenz, du kannst auch Kontakte knüpfen und dich durch Gespräche auf Augenhöhe stärken und zu neuen Wegen im Umgang mit Demenz inspirieren lassen. Nutze zudem dein Netzwerk und sprich mit Vertrauenspersonen über das, was dich bewegt.

Darf ich mit Demenz noch Autofahren?

Wie lange du mit Demenz noch Autofahren darfst, hängt vom Erkrankungsstadium, deinen Beeinträchtigungen und Fähigkeiten sowie den gesetzlichen Bestimmungen deines Landes ab. Bei leichter Demenz sind die kognitiven Einschränkungen häufig so, dass du noch Autofahren kannst. Es ist aber wichtig, dass du deine Fahrtauglichkeit regelmäßig von einem Arzt untersucht lässt. Warte nicht bis zum letzten Moment, sondern steige rechtzeitig auf Alternativen um. Benutze zum Beispiel den ÖPNV oder bilde Fahrgemeinschaften.

Welchen Pflegegrad bekomme ich mit leichter Demenz?

Die Einschätzung des Pflegegrads wird in Deutschland durch den Medizinischen Dienst (MD) vorgenommen. Berücksichtigt werden die Bereiche Selbstversorgung, Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten sowie Verhaltens- und psychische Probleme. Rechtliche Basis ist das Pflegeversicherungsgesetz (SGB XI). Bei leichter Demenz erhältst du meistens Pflegegrad 1 oder 2. Menschen mit leichter Demenz können ihren Alltag noch selbst bewältigen, brauchen aber Unterstützung bei komplexeren Aufgaben oder in bestimmten Bereichen.

Welche Therapien kann ich bei leichter Demenz machen?

Demenz ist aktuell nicht heilbar. Therapien aber können den Krankheitsverlauf verlangsamen, Symptome lindern und so die Lebensqualität verbessern. Je früher eine Therapie begonnen wird, desto besser. Diese Behandlungen können helfen:

  • Kognitive Therapien und mentale Aktivitäten: Sie helfen, das Gehirn aktiv und länger fit zu halten.
  • Ergotherapie und Physiotherapie: Diese Therapieformen fördern die Autonomie im Alltag, kräftigen und verbessern die Motorik
  • Medikamente: Es gibt Medikamente, die zur Behandlung von Demenz eingesetzt werden und Symptome in einigen Fällen verbessern können.
  • Lebensstil: Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, genug Schlaf und soziale Interaktion verbessern Lebensqualität und generellen Gesundheitszustand und können so den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Gibt es Medikamente, die die Krankheit verlangsamen?

Noch kann Demenz nicht geheilt werden. Es gibt aber Medikamente, die den Krankheitsverlauf verlangsamen oder Symptome reduzieren können, insbesondere bei Demenz vom Typ Alzheimer. Die wichtigsten Medikamentengruppen sind:

  1. Cholinesterase-Inhibitoren (-Hemmern): Diese Medikamente (z.B. Donepezil, Rivastigmin und Galantamin) verlangsamen den Abbau von Acetylcholin. Acetylcholin ist ein Neurotransmitter, der an der Informationsübertragung im Gehirn beteiligt ist.
  2. Memantin: Memantin reguliert den Glutamat-Stoffwechsel im Gehirn. Viel Glutamat führt zu einer Überstimulation der Nervenzellen und dadurch zu Schädigungen der Nervenzellen.
  3. Kombinationspräparate: Einige Medikamente kombinieren Cholinesterase-Hemmern mit Memantin.

Die Wahl der Medikamente hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem dem Krankheitsverlauf, individuellen Symptomen und dem Gesundheitszustand. Die Einnahme sollte ärztlich begleitet werden, um die Wirksamkeit und Nebenwirkungen im Blick zu behalten.

Ich will Sterbehilfe beanspruchen. Wann ist der letztmögliche Zeitpunkt dafür?

Assistierter Suizid (Tötung auf Verlangen) ist in Österreich, Deutschland und der Schweiz legal. Dabei erhält der Sterbewillige ein tödlich wirkendes Medikament, das er sich selbst verabreicht. Auch bei Demenz ist assistierter Suizid möglich. Voraussetzung ist die Urteilsfähigkeit. Wenn du Sterbehilfe in Anspruch nehmen willst, solltest du dich unbedingt von einem Arzt begleiten lassen. Er wird regelmäßig mit dir über deine Entscheidung sprechen und gewährleisten, dass du den Moment der Urteilsfähigkeit nicht verpasst. Urteilsfähigkeit bezieht sich immer auf eine Handlung und nicht auf einen generellen Zustand. Das bedeutet, du kannst Probleme im Umgang mit Bankgeschäften haben und gleichzeitig sehr genau wissen, dass du mit einer Sterbehilfeorganisation aus dem Leben scheiden willst.

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So geht es weiter

Der Übergang von der leichten zur mittleren Demenz ist fließend, bedeutet aber einen Einschnitt. Der Betroffene kann den Alltag nun nicht mehr allein bewältigen. Im nächsten Navi erfährst du, wie du deinen Angehörigen mit Demenz begleiten kannst.

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