2006 gründeten Westschweizer und Tessiner Pflegefachfrauen mit vertieften Kenntnissen in Komplementärmedizin die ISMAC (Infirmières specialisées en médicine alternative et complémentaire).
Zu den Zielen der ISMAC gehörte von Beginn an die Schaffung einer validierten und zertifizierten Weiterbildung für Pflegefachpersonen.
Ja zur integrativen Medizin
Zwölf Jahre später, gestärkt einerseits durch die Volksabstimmung von 2009 zur Komplementärmedizin, andererseits durch die Entwicklung der integrativen Medizin in verschiedenen Schweizer Krankenhäusern, sieht es so aus, als ob das Ziel einer validierten und anerkannten Ausbildung im Bereich der integrativen Medizin in greifbare Nähe rückt.
In der integrativen Medizin, definiert als die gleichzeitige Anwendung von schulmedizinischen und komplementären Methoden zur bestmöglichen Versorgung der Patienten, steht das Patientenergebnis im Zentrum, unabhängig von der gewählten Methode. Es geht darum, einen oder mehrere komplementärmedizinische Ansätze in den Behandlungsplan zu integrieren.
Eine sinnvolle Entwicklung
Eine validierte und anerkannte Spezialisierung macht im aktuellen Kontext Sinn. Eine Mehrheit der Bevölkerung nutzt komplementäre Methoden. Auch in spezialisierten Bereichen wie der Onkologie, der Rehabilitation oder bei chronischen Krankheiten kommen sie vermehrt zum Einsatz.
Aufruf zur Bildung eines nationalen Netzwerks
Um das Ziel eines eidgenössischen Diploms zu erreichen, möchte sich die ISMAC auch mit Pflegefachpersonen aus der Deutschschweiz vernetzen, die komplementäreTherapien anwenden. Interessierte melden sich
bei genevieve.lavanchy@ismac.ch
Gerade in hochkomplexen und schwierigen Situationen sind komplementäre Therapien hilfreich. Ihre Wirksamkeit ist insbesondere bei der Linderung von Nebenwirkungen, Schmerzen oder Ängsten zunehmend auch wissenschaftlich belegt.
Die höhere Lebenserwartung und die Zunahme von chronischen Erkrankungen führen dazu, dass der Fokus einer Therapie immer öfter nicht auf der Heilung des Patienten liegt, sondern auf einer mit ihm gemeinsam definierten möglichst hohen Lebensqualität.
In dieser Hinsicht bietet die Komplementärmedizin interessante Perspektiven für die Bevölkerung und das Gesundheitssystem. Das zeigt sich auch darin, dass neben integrativmedizinischen Ambulatorien zunehmend auch Krankenhäuser diese Ansätze einführen.
Zu nennen sind etwa das Institut für komplementäre und integrative Medizin am Universitätsspital Zürich oder das Zentrum für integrative Medizin am Kantonsspital St. Gallen.
Die Beispiele zeigen, dass sich die Schulmedizin der Komplementärmedizin öffnet, was eine adäquatere und zufriedenstellendere Betreuung der Patienten ermöglicht, die so von einem echten Mehrwert profitieren.