Wie bringe ich meine Botschaften unter die Leute? Oft braucht es dazu eine einfache und leichte Sprache.
Bild Andrea Piacquadio, Pexels
Wichtige Botschaften kommen nur an, wenn sie in angemessener Sprache geschrieben oder gesprochen werden. Das Buch »Leichte Sprache« zeigt auf, wie sprachliche Barrieren überwunden werden.
Von Julia Manser
Leichte Sprache hat an Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit gewonnen: Sie wird erforscht, im Alltag wird sie diskutiert und teilweise verwendet. Folglich gibt es einiges an Fachliteratur zu dieser Sprachform, darunter einige Titel mit einführendem Charakter. Nun hat Sonja Gross ein weiteres solches Buch publiziert. Es stellt sich die Frage: Ist ein weiteres Grundlagenbuch sinnvoll?
Trotz anfänglicher Skepsis verdeutlichen die klare, aber fachlich angebrachte Sprache der Autorin, die transparente Gliederung sowie die angenehme Leseführung, dass sich das Buch flüssig lesen lässt. Es gliedert sich in zwei Teile, die wiederum in einzelne Kapitel unterteilt sind. Weiter werden wichtige Inhalte in Grafiken oder Tabellen festgehalten oder wichtige Punkte in Listenform wiederholt. Eine nicht lineare Leseweise ist so möglich.
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Das Buch möchte Grundlagen und Anleitung zur Leichten Sprache vermitteln. Im ersten Teil wird erklärt, was Leichte Sprache ist, für wen sie unterstützend sein kann und woher sie kommt. Neben Fakten und Zitierungen einschlägiger Literatur werden in diesem Teil wiederholt Argumente für die Etablierung von Leichter Sprache dargelegt. Dieser argumentative Charakter unterscheidet Gross’ Buch von anderen Einführungen. Argumente wie Kosteneinsparungen oder die schnelle Erfassung von Texten dank Leichter Sprache öffnen die Diskussion ausserdem für Branchen fernab der sozialen Arbeit.
Fallbeispiele rücken Menschen in den Mittelpunkt
Gleichzeitig werden Grenzen und Probleme aufgezeigt. Auch wenn das Buch keine überraschenden neuen Erkenntnisse präsentiert, so sind die Blicke hinter die Kulissen von Gross’ Arbeit umso wertvoller. Die Fallbeispiele rücken Menschen in den Mittelpunkt, die von Leichter Sprache profitieren und mit ihr arbeiten. Das ist ein relativ blinder Fleck im Gebiet der Sprach- und Übersetzungswissenschaft.
Im zweiten Teil wird ein detaillierter Leitfaden vorgestellt, der auf wichtige Fragen beim Texten in Leichter Sprache eingeht. Ergänzt wird dieser durch konkrete Strategien. Die Anleitung ist danach in einer übersichtlichen Checkliste zusammengefasst. Da Regelwerke und Labels häufig gebrauchte Werkzeuge für die Textverfassung in Leichter Sprache sind, werden die gängigsten vorgestellt, jedoch auch kritisch gewürdigt. Das Buch endet mit der Vorstellung grundlegender Prinzipien Leichter Sprache anhand zahlreicher Beispiele und Übungen, wobei immer wieder betont wird, dass eine Abweichung der Regeln je nach Zielgruppe sinnvoll sein kann.
Das Buch spricht ein breites Zielpublikum an. Speziell interessant ist das Buch für Kommunikationsverantwortliche von Firmen und Institutionen, aber auch für Sprach- und Übersetzungswissenschaftler:innen, die sich mit Leichter Sprache beschäftigen. Gross baut eine Brücke zwischen linguistischen Aspekten und der Perspektive der sozialen Arbeit, die in der Linguistik nicht immer beachtet werden kann.
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Gross’ Buch ist zwar ein weiteres Grundlagenbuch zur Leichten Sprache, weist aber einen stärker argumentativen Charakter auf. Es bietet wertvolle Hintergrundinformationen aus der sozialen Arbeit und ist angenehm zu lesen. Wer eine strenge Anleitung sucht, wird hier aber nicht ganz fündig. Jedoch spiegelt Gross’ Reflektion des Bestehenden und eine offenere Definition Leichter Sprache sowohl die Haltung der aktuellen Forschung wider als auch die Erfahrungen einer Praktikerin. Daher ist es ein gelungenes Buch, das die Stärken und Schwächen Leichter Sprache kennt und sich gleichzeitig selbstbewusst für deren Verbreitung einsetzt, ohne den Fachsprachen die Berechtigung abzusprechen.
Julia Manser, Autorin dieser Rezension, studierte Angewandte Sprachen (B.A.) und Fachübersetzen mit dem Schwerpunkt barrierefreie Kommunikation (M.A.) an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. In ihrer Masterarbeit beschäftigte sie sich mit Übersetzungsprozessen beim Verfassen von Texten in Leichter Sprache. Sie arbeitet als Korrektorin.
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