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Buchtipp

Stay away from Gretchen

Der in Köln angesiedelte Roman bringt Tabuisiertes gekonnt zur Sprache. Wikimedia

Durch eine Demenz wird längst Vergangenes zur Gegenwart der 84-jährigen Greta – darunter eine unmögliche Liebe. Autorin Susanne Abel schreibt in ihrem Debüt über ein Stück deutscher Geschichte, das noch heute tabuisiert ist.

Es knallt. Über dem Rhein explodieren Raketen. Es sind die Kölner Lichter, das grösste musiksynchrone Feuerwerk Europas. Doch Greta wähnt sich zurück im Krieg, als sie mit ihrer Familie vor den Bomben fliehen musste.

Greta ist 84 und hat beginnende Demenz. Sie möchte nicht, dass sich Sohn Tom in ihr Leben einmischt. Der möchte es eigentlich auch nicht. Die Diagnose passt nicht in seinen hektischen Alltag als Starmoderator, in dem sich alles um ihn selbst dreht.

Doch dann findet Tom bei seiner Mutter das Foto eines dunkelhäutigen Mädchens. Er begibt sich auf Spurensuche und enthüllt eine tragische Liebesgeschichte, die seine Mutter ihr Leben lang verfolgt hat – und die auch sein eigenes Leben prägt.

Mit «Stay away from Gretchen» ist Susanne Abel ein berührender Roman gelungen, in dem Tabuthemen auf grossartige Weise zur Sprache gebracht werden. Wir haben mit der Autorin über ihr Debüt und ihren persönlichen Bezug zu Demenz gesprochen.

alzheimer.ch: Frau Abel, Sie wohnen wie die Protagonisten Ihres Romans in Köln. Was verbinden Sie mit dieser Stadt?

Susanne Abel: Köln ist meine zweite Heimat. Ich wohne schon lange hier. Mir ist es wichtig, über das zu schreiben, was ich kenne.

Also lassen Sie sich von konkreten Orten und Personen inspirieren?

Genau. Tom habe ich in einem luxussanierten ehemaligen Versicherungsgebäude untergebracht. Und als ich einen Freund in dessen Wohnung direkt am Rhein besuchte, dachte ich: Das ist die Wohnung von Greta! Beim Schreiben lebten die Figuren um mich herum und ich hatte manchmal das Gefühl, ich müsste nur vor die Tür gehen, um Greta und Tom zum Kaffee zu treffen. Aber bitte schreiben Sie das nicht. Sonst denken die Leute, ich habe einen Knall.

Mit «Stay away from Gretchen» landete Susanne Abel einen Spiegel-Bestseller.Anja Schlamann

Diese Gedankenspiele macht man als Autorin vermutlich häufiger.

Das passiert instinktiv. Figuren entwickeln ein Eigenleben und ich frage sie: Wohin willst du? Was brauchst du? Das ist ein innerer Prozess, nichts Bewusstes. Jede Figur hat etwas mit mir oder mir nahestehenden Menschen zu tun. Auf die eine oder andere Art kenne ich sie alle.

Wohin will denn Tom?

Tom war sein Leben lang auf der Flucht. Er hatte ein schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern. Dass er keine ernste Beziehung eingehen kann, hängt unter anderem mit der Depression seiner Mutter zusammen. Deshalb amüsiert er sich mit irgendwelchen Frauen – bis Jenny auftaucht und er nicht mehr weglaufen kann.

Tom macht eine Riesenentwicklung durch. Anfangs ist er unverbindlich und egozentrisch. Doch durch die Demenzdiagnose seiner Mutter wird er völlig aus der Bahn geworfen und muss sich seinen Themen stellen. Was hat Sie zu einer solchen Geschichte motiviert?

Meine eigene Familiengeschichte. Meine Mutter hat 12 Jahre lang mit Alzheimer gelebt. Das anzunehmen und sie durch die Krankheit zu begleiten, war eine grosse Herausforderung für mich.

Aber so schrecklich manche Erfahrungen waren, die Krankheit war auch ein Geschenk.

Meine Mutter war verbittert und eine eher harte Frau. Doch im Laufe des Vergessens hat sie auch das vergessen, und am Schluss war sie ein liebevoller Mensch. Wir haben geknuddelt und geschmust, wie ich das nicht einmal als Kind erlebt habe.

Mama sprach plötzlich über Dinge, über die sie zeitlebens geschwiegen hat. Da habe ich verstanden, warum sie nicht die Mutter sein konnte, nach der ich mich gesehnt hatte. Und ich verstand auch, wie wir zusammenhängen. Zum Beispiel, dass meine Entscheidung gegen Kinder gar nicht von mir kam, sondern eine Konsequenz des Schicksals meiner Mutter ist.

Über diese Verwobenheit wollte ich schreiben. Als ich 2015 sah, welche Emotionen die Flüchtlingswelle bei den älteren Menschen auslöste, die vor siebzig Jahren selbst geflohen waren, hatte ich meine Geschichte.

Sie verweben in Ihrem Roman die Fluchterfahrung der Weltkriegsgeneration mit der Flüchtlingskatastrophe 2015. Sind Leser:innen auf Sie zugekommen, um über ihre eigene Geschichte zu sprechen?

Einige. Sie sagten, sie konnten 2015 so gut nachvollziehen, wie es den Flüchtenden ging, weil sie es selbst erlebt haben. Als Flüchtlinge waren sie nicht willkommen. Ein Mann, der in den Fünfzigerjahren als Sohn von Schlesiern in einem schwäbischen Dorf geboren worden war, erzählte mir, er sei wie ein Aussätziger behandelt worden.

Was hat es mit dem Titel «Stay away from Gretchen» auf sich?

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten klare Weisungen, wie sie sich gegenüber der Bevölkerung zu verhalten hatten. Sie sollten nicht mit den Nazis fraternisieren. Eine Weisung lautete «Stay away from Gretchen» – Hände weg von den deutschen Mädchen, die sind alle syphilisverseucht. Das war die Parole.

An die sich keiner gehalten hat. Das Resultat waren unter anderem die «Brown Babies» oder «Mischlingskinder», Kinder zwischen deutschen Frauen und afroamerikanischen Soldaten.

In Deutschland immer noch ein Tabuthema. Es wurde verdrängt, wie schlimm die postfaschistische Gesellschaft mit diesen Kindern und deren Müttern umgegangen ist. Sie wurden diskriminiert und komplett allein gelassen.

Als ich das Buch schrieb, schwappte gerade die Black Lives Matter-Bewegung aus den USA nach Europa. Durch diese Bewegung kommt vieles an die Oberfläche, gerade was unseren täglichen Umgang mit dunkelhäutigen Menschen anbelangt.

Sie haben viel recherchiert. Erinnern Sie sich an Begegnungen, Erlebnisse, Zeitzeugnisse, die Sie besonders berührt haben?

Die Gespräche mit Zeitzeugen, die während des Weltkriegs Kinder oder Jugendliche waren, haben mich extrem berührt. Ein 80-jähriger Mann erzählte mir von seinem Vater, der im Krieg vermisst war. Er sass vor mir und weinte. Und ich sah das Kind in diesem alten Körper, das dieses Trauma sein Leben lang mitgeschleppt hat. Bis heute weiss er nicht, was aus seinem Vater geworden ist.

Eine Frau erzählte mir, dass sie mit 18 schwanger geworden ist und bis zur Geburt nicht wusste, wo das Kind rauskommt. Ihre Eltern waren tot und sie konnte niemanden fragen. Es ist ein großes Geschenk, dass mir diese und viele andere Menschen ihre Geschichte anvertraut haben.

Haben Sie auch mit ehemaligen Brown Babies gesprochen?

Ja, mit zwei Männern, die über den «Brown Baby Plan» in den USA eine Adoptivfamilie fanden. Von dieser privaten Initiative habe ich erst bei meiner Recherche gehört.

Die «Mischlingskinder» mussten Furchtbares ertragen. In Deutschland waren sie die «Negerkinder», in den USA die Kinder der Nazis.

Einer dieser Männer, der heute über 70 ist, lebt irgendwo im amerikanischen Hinterland. Er blieb heimatlos, weil er für die Deutschen zu schwarz und für die Afroamerikaner zu weiß war und keine Nation sich zu ihm bekannte.

Was ist der «Brown Baby Plan»?

In der Nachkriegszeit war es für Mütter von Brown Babies schwierig, ihre Kinder durchzubringen. Oft wurden sie von ihrer Familie nicht unterstützt, einen Sozialstaat gab es nicht. Da viele GIs diese Frauen sitzen liessen, waren sie alleinerziehend. Ein weiteres No Go.

Deshalb blieb einigen Müttern keine andere Wahl, als ihre Kinder in ein Heim zu geben. Vor allem die Heime in der Nähe der stationierten US-Army waren überfüllt mit Brown Babies. Um das Elend der Kinder zu lindern, rief Mabel Grammer den «Brown Baby Plan» ins Leben.

Grammer war Journalistin und die Frau eines amerikanischen Offiziers. Von Mannheim aus vermittelte sie Brown Babies zu Adoptiveltern in den USA. Obwohl Grammer damit vielen Kindern eine Zukunft schenkte, hatten leider nicht alle das Glück, in eine gute Familie zu kommen.

«Information über Demenz bleibt zentral demenzjournal.com leistet einen wichtigen Beitrag dazu.»

Felix Gutzwiller, Sozial- und Präventivmedinziner, alt-Ständerat

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Haben die beiden ehemaligen Brown Babies, mit denen Sie Kontakt hatten, je versucht, ihre leiblichen Eltern zu finden?

Der eine ist Peter Grammer, das Adoptivkind von Mabel. Ob er es versucht hat, weiss ich nicht. Der andere aber hat jeden Stein umgedreht. Leider ohne Erfolg, denn die Unterlagen von Brown Babies wurden oft verschleiert oder es gab keine. Seine Adoptiveltern hatten ihm erzählt, seine Mutter sei eine Hure gewesen.

Unvorstellbar, welches Trauma das hinterlässt. Sie verwenden in Ihrem Roman die Metapher des Betondeckels, der bei Greta angehoben wird, als die Demenz fortschreitet. Erst dadurch kommt Gretas Liebesgeschichte und ihr eigenes Trauma an die Oberfläche. War das bei Ihrer Mutter ähnlich?

Meine Mutter hat eine andere Geschichte als Greta, aber auch sie hatte eine schwere Kindheit. Sie ist durch die Hölle gegangen und hat mit 23 Jahren auch noch ihr erstes Kind verloren. Ich wusste davon, aber die Details kannte ich nicht.

Als sie bereits dement war, gab es ein Triggerereignis. Ich berichtete ihr von einer Freundin, deren Kind es sehr schlecht ging. Da sagt meine Mama: Ja, das ist schwer, wenn man ein Kind verliert – und erzählte mir, wie meine Schwester gestorben ist: nachts um drei beim Stillen. Auch ihr erster Mann Theo ist gestorben, als sie noch sehr jung war.

Während der Demenz gab es immer wieder Momente, in denen ich die Fakten mit Details auffüllen konnte.

Zum Beispiel bei einem Besuch in München, der Stadt, in dem sie die letzten glücklichen Tage mit ihm verbracht hatte. An jeder Ecke wurde sie an Theo erinnert und kam plötzlich auf die Idee, ihm eine Uhr zum Geburtstag kaufen zu wollen. Wir haben uns in den Juwelierläden die Uhren zeigen lassen und sie hat mir viel – und zum ersten Mal detailliert – von ihrer Liebe erzählt.

Wie ging es Ihnen bei diesen spontanen Enthüllungen?

In diesen Augenblicken war ich glücklich. Meine Mutter und ich haben den gleichen Humor, wir haben sogar am selben Tag Geburtstag. Es gab aber auch andere Situationen.

Einmal habe ich sie im Pflegeheim besucht. Mama lag im Snoezelen-Raum und blickte zur Decke. Dort waren Bilder von Schneelandschaften projiziert. Sie war verzückt, denn früher ist sie leidenschaftlich gerne Ski gefahren. Für mich war der Anblick schier unerträglich, weil ich wusste, dass sie das nie wieder erleben wird. Es ist schon krass: Meine Mutter ist 2008 gestorben und das geht mir immer noch so nah.

Zeit heilt eben doch nicht alle Wunden.

Das glaube ich auch. Die Frühphase der Demenz war auch schwierig. Mein Vater hat versucht die Krankheit zu ignorieren. Wenn er Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg angeschaut hat, sass meine Mutter neben ihm. Er sah Geschichte, sie erlebte das als Realität. Sie sah überall Leichenberge. Zwei Jahre war sie in diesen Kriegsschrecken gefangen.

Köln 1945. Bei einer Demenz können vergangene Schrecken wieder gegenwärtig werden.Wikimedia

Ich konnte ihr nicht raushelfen. Auch weil ich 500 Kilometer entfernt lebte. Sie in ihrem Elend zu sehen und nichts tun zu können, war für mich kaum aushaltbar. Erst später habe ich Validation gelernt. Hätte ich das damals schon gewusst …

Deshalb ist es so wichtig, dass Betroffene und Angehörige Informationen bekommen, die ihnen im Umgang mit Demenz helfen. Das ist unser Kernanliegen. Neben alzheimer.ch gibt es jetzt auch das online-Lexikon demenzwiki.com mit den wichtigsten Infos.

Ich finde die Botschaft von alzheimer.ch grossartig. Ich und auch andere betroffene Bekannte haben die Erfahrung gemacht, dass man so vieles nicht weiss, wenn man erstmals mit der Diagnose konfrontiert wird. Im Nachhinein wäre ich froh gewesen, hätten wir damals mehr über Demenz gewusst. Uns wäre einiges erspart geblieben.

→ Hier geht’s zum demenzwiki

Als Angehörige:r hat man emotional auch keinen Raum, lange nach Informationen zu suchen.

Diese Wesensveränderung meiner Mutter anzunehmen, ihren Abbauprozess, das war wirklich das Schwierigste.

Wie sind Sie damit umgegangen? Sie wohnten ja noch dazu weit weg.

Ich habe Feuerwehr gespielt. Obwohl ich beruflich stark eingespannt war, bin ich einmal pro Monat zu meinen Eltern gefahren, habe Hilfskräfte organisiert, mich um Papierkram gekümmert. Dieser Aktionismus hat mir aber auch geholfen, denn ich konnte den Zerfall der Persönlichkeit meiner Mutter nicht wirklich an mich heranlassen, weil es mir zu sehr wehgetan hat.

Tom stösst bei seiner Spurensuche auf das Thema transgenerationale Weitergabe von Traumata – Traumata werden von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Im Nachwort sprechen Sie von der Last der Kriegsenkel.

Die Trauer meiner Eltern und Grosseltern steckt auch in meinen Knochen. Ende Juni ist auf dem Soldatenfriedhof, auf dem mein Opa begraben ist, eine Ausstellungseröffnung. Obwohl ich ihn nie kennengelernt habe, spüre ich den Verlust meiner Oma, die den Tod ihres Mannes nie verwunden hat. Und die Tauer meines Vaters. Auch ich werde das wohl nie ganz los.

Gerade wollte ich fragen, wie man so ein Trauma überwindet …

Wir haben heute die Möglichkeit, das mit psychologischer Hilfe anzuschauen und den Rucksack ein bisschen auszupacken.

Schon allein, dass man diese Traumata zulässt, hilft bei der Verarbeitung.

Ich habe mich dafür eingesetzt, dass die Geschichte meines Opas in der Ausstellung aufgegriffen wird. Damit er nicht einer von 16’000 ist, sondern das, was alle dort Begrabenen sind: Menschen mit einer individuellen Lebensgeschichte.

Die zwei Haupterzählstränge Ihres Romans sind die von Tom und Greta. Am Schluss ist Gretas Demenz weit fortgeschritten. Wie schreibt man das?

Das war die schwierigste Stelle des Buches. Für wenige Zeilen habe ich Tage gebraucht, weil ich nicht wusste, wie ich Gretas Innensicht darstellen sollte. Da fiel mir das Köfferchen ein, in dem ich Erinnerungen an meine Mutter aufbewahre. Unter anderem ist darin ein Heft, in das sie regelmässig schrieb, als sie schon krank war – anfangs schön, am Schluss in Kringeln. Das gab mir eine Idee davon, wie sich ihr Denken veränderte: Strukturen zerfielen, nichts wurde mehr gefiltert und eingeordnet.

Tom erkennt, dass er vieles aus dem Leben seiner Mutter nicht weiss. Muss man die Biografie eines Menschen kennen, um ihn zu verstehen – Stichwort Biografiearbeit?

Wenn es um den Umgang mit traumatisierten Menschen geht, ist es sicher hilfreich zu wissen, was ihnen in ihrem Leben widerfahren ist.

Was man bei Biografiearbeit beachten muss

Entfremdung

«Biografiearbeit kann bedrohlich sein»

Christoph Held will der psychotischen Seite einer Demenzerkrankung mehr Beachtung schenken. Nostalgiezimmer findet der Heimarzt, Gerontopsychiater und Buchautor heuchlerisch, virtuelle Vergangenheitswelten furchtbar. weiterlesen

Hat Ihre Mutter Sie mal mit einer Situation überrascht, die Sie sich erst mit Blick auf ihre Geschichte erklären konnten?

Ich wusste, dass meine Mutter zwei Kinder verloren hat. Die Trauer darüber hat sie bis zu ihrem Tod verfolgt.

Einmal klagte sie über starke Bauchschmerzen. Ich dachte, sie hätte zu viel gegessen. Doch sie herrschte mich an: Das ist doch klar, dass man Bauchweh hat, wenn man gerade ein Kind bekommen hat! Im nächsten Moment war sie verzweifelt, weil sie nicht wusste, wo das Kind war. Ich schlug vor, bei der Klinik nachzufragen, und ging aus dem Zimmer. Als ich nach einigen Sekunden wieder reinkam, habe ich ihr versichert, dem Kind gehe es gut.

Sie haben mit Validation reagiert.

Ja, instinktiv. Was Validation war, wusste ich damals noch nicht.

Tom ist Anchorman eines grossen Kölner Fernsehsenders. Wenn Sie eine Minute Zeit hätten, in die Kamera zu sprechen: Was wollen Sie der Welt in Bezug auf den Umgang mit älteren Menschen sagen?

Schaut genau hin! Diese Menschen in ihren uniformen Jacken und mit den faltigen Gesichtern haben eine Geschichte. Sie waren auch einmal jung und wild und wollten die Welt verändern. Es lohnt sich, sie darauf anzusprechen. Denn wenn man das tut, sieht man das Leuchten in ihren Augen. Man erfährt die verrücktesten Lebensgeschichten, unglaublich viel Know-how und vielleicht sogar etwas über sich selbst.

In Ihrem Roman geht es um Liebe, Rassismus, Flucht und immer wieder um den Heimatbegriff. Was ist Heimat für Sie?

Meine Heimat ist Baden. Diese Landschaft zwischen Schwarzwald und Vogesen hat für mich den schönsten Himmel der Welt. Ausserdem liebe ich die alemannische Sprache. Wenn ich Dialekt schwätze, fühle ich mich daheim. Das Badische kennt Worte, die gibt es auf Hochdeutsch gar nicht. Wissen Sie, was Wunderfitz ist?

Nein.

Neugier. Da steckt das Wunder drin, nicht die Gier. Das finde ich schön.

Dann hoffe ich, dass unser Gespräch den Wunderfitz der Leser:innen auf Ihr Buch angeregt hat. Damit sie es schnell lesen, bevor im Juni die Weiterführung erscheint. Vielen Dank für das Gespräch, Frau Abel!