Frau Gregor und der Philosoph auf vier Pfoten - demenzjournal.com

Kurzgeschichte

Frau Gregor und der Philosoph auf vier Pfoten

Zweistein ist ein sehr schlauer Kater. Bild unsplash

Zweistein ist nur auf den ersten Blick ein ganz gewöhnlicher Kater. In Wirklichkeit ist er ein Philosoph auf vier Pfoten, der sich Gedanken macht über die Merkwürdigkeiten der Welt und ihrer Bewohner.

Zu den Menschen, die etwas anders sind als der Durchschnitt, fühlt sich der Kater Zweistein besonders hingezogen. So auch zu der alten Frau Gregor, die häufig ungewöhnliche Ideen hat.

Frau Gregor vergisst alles. Oder fast. In der Bäckerei will sie immer mit Murmeln bezahlen, davon hat sie eine ganze Hand voll in ihrer linken Jackentasche. Zu Zweistein sagt sie Dreistein oder Vierstein, manchmal auch Fünfstern. Zweistein mag Frau Gregor, weil sie gern Katzen um sich hat und auf seltsame Ideen kommt.

Neulich hat sie Zweistein ins Café einladen, zu Kaffee und Kuchen. Sie sassen draussen, Frau Gregor auf einem Stuhl, Zweistein unterm Tisch. Er bekam eine warme Schokolade in einer grossen Tasse, die Streuseltorte hat er stehen lassen, er mag keinen Kuchen. Frau Gregor vergisst das jedes Mal.

Danach hat Zweistein Frau Gregor nach Hause begleitet, das macht er häufig. Sie nimmt immer einen anderen Weg, und plötzlich bleibt sie unerwartet stehen. Vorsichtig fragt sie Zweistein: «Wo würdest du jetzt gehen, Dreistein, links, rechts oder geradeaus?» Ohne eine Miene zu verziehen, geht Zweistein geradeaus weiter, er kennt die Wege aus dem Effeff.

Als sie schliesslich vor dem roten Haus von Frau Gregor angekommen sind, meint sie zufrieden: «Siehst du, Fünfstern, jetzt sind wir schon wieder einen anderen Weg gegangen. Man muss nicht immer dieselbe Strecke nehmen, das wäre auf Dauer ziemlich öde.» Zweistein findet, dass sie Recht hat. Für ihn ist es auch langweilig, immer unter denselben Zäunen und Buchsbaumhecken hindurch zu kriechen.

«Wo habe ich bloss meinen Schlüssel», fragt Frau Gregor und wühlt in ihrer Brötchentüte. Jetzt wirkt sie plötzlich erschöpft. Zweistein deutet mit seiner Pfote auf ihre rechte Jackentasche. Frau Gregor steckt die Hand hinein. «Ich wusste es», sagt sie.

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