Eine britische Untersuchung lässt darauf schliessen, dass Yoga und Meditation eine hilfreiche Möglichkeit zur Prävention bieten und die Qualität des täglichen Lebens verbessern – bei Patienten und Pflegenden. Die Patienten sind dadurch stärker im sozialen Leben integriert und fühlen sich im Allgemeinen besser.
Ich unterrichte seit mehreren Jahren Yoga in Seniorenzentren und ambulant betreuten Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz. Während dieser Zeit habe ich immer wieder die Rückmeldungen von Sozialpädagogen, Betreuungsassistenten und Pflegepersonen erhalten, dass körperliche Fortschritte,verbessertes Wohlgefühl und ein höheres Empfinden durch Entspannung bemerkbar sind.
Demzufolge sind spezielle Yogaübungen als Chance für sinnvolle und heilsame Aktivitäten in Pflegeeinrichtungen anzusehen. Im Folgenden möchte ich aufzeigen, wie Yoga und Meditation demenziell veränderten Menschen helfen können.
Übungen und Stundenbild
Mein Konzept «Yoga kennt keine Demenz ©» befasst sich mit Möglichkeiten statt mit Einschränkungen. Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein wachsen auch im hohen Alter. Die Atmung wird bewusster wahrgenommen, die Senioren fühlen sich insgesamt entspannter.
Zuwendung, Humor und ein liebevoller Umgang sind wichtige Nährstoffe im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen.
Körperbewegungen (Asanas), eine bewusste und kontrollierte Atempraxis (Pranayama), Konzentration (Dharana), Handstellungen (Mudras), Meditation (Dhyana), Mantra singen wie zum Beispiel «OM» (der Körper dient als Klang), ethische Grundlagen wie Yama (der Umgang mit der Umwelt) und Niyama (der Umgang mit sich selbst), Wahrnehmung von Energien in einem selbst und die Yoga-Philosophie:
Alle diese genannten Faktoren sind universell. Sie eignen sich für jeden, unabhängig von Alter, Geschlecht, körperlicher Konstitution, Gesundheitszustand, sozialem Status und religiöser Einstellung.
Meine Yoga-Stunden für Menschen mit Demenz umfassen viele angepasste Asanas auf dem Stuhl. Einige essenzielle Übungen haben Priorität und werden in jeder Stunde wiederholt. Exemplarisch sei hier eine aufgerichtete Sitzhaltung angeführt, die sich gleichsam innerlich erspüren lässt: «Ich bin aufgerichtet in meinem Leben».
Hier wird die Sitzhaltung vom bewussten Bodenkontakt über die Sitzbeinhöcker, entlang der Wirbelsäule bis hin zum Schulter- und Nackenbereich fokussiert. Im Zuge dessen verbessert sich der Blutdurchfluss zum Gehirn. Blockaden des freien Energieflusses werden aufgehoben. Angeleitetes und bewusstes Atmen zählt zu den Grundinhalten der Yogastunden.
Mitunter sind bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern geistige Anspannung und ein Gefühl von Hilflosigkeit zu beobachten. Methoden zur Stärkung des Geistes sind wunderbar zu erlernen – ich räume diesen eine hohe Signifikanz ein.
Eine leichte Übung im Sitzen zum Energetisieren: Beide Füsse stehen nebeneinander, «verwurzelt» mit der Erde. Die Hände sind leicht geballt und liegen sanft auf dem Brustkorb. Tief einatmen, um die Herzensenergie zu spüren. Beide Arme werden mit dem Ausatmen parallel nach vorne gerichtet, die Hände sind gefächert und lässt die Energie in den Raum fliessen. Wiederholung zwischen 5 bis 8 Mal.
Erfahrungen im Umgang mit Patienten und Einrichtungen
Es erstaunt mich immer wieder, von Angehörigen, Pflegepersonen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu hören: «Yoga?– Wie soll das gehen bei Menschen, die so krank sind? Das kann ich mir nicht vorstellen!» Frage ich nach, ist die Antwort vielleicht, dass der oder diejenige nicht mehr genug beweglich,viel zu alt oder zu krank sei.