Markante Zunahme von Gewaltfällen - demenzjournal.com

Gewalt und Pandiemie

Markante Zunahme von Gewaltfällen

Die UBA übernahm im vergangenen Jahr 481 Fälle – dies sind 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Shutterstock

Die unabhängige Beschwerdestelle für das Alter UBA verzeichnete 2022 in der Schweiz eine starke Zunahme von Konflikt- und Gewaltfällen. Die Pandemie und die allgemeine Weltlage haben die psychische Gesundheit verschlechtert und bereits vorhandene Konflikte verschärft.

Von der unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter UBA

Was im Privaten geschieht, bleibt in Krisen- oder Pandemiezeiten leider noch öfter verborgen. Die Lockerung der corona-bedingten Bewegungseinschränkungen im letzten Jahr machten die Meldungen über Gewaltfälle durch Betroffene, Angehörige oder beobachtende Drittpersonen wieder vermehrt möglich.

Nach wie vor ist Gewalt im Alter ein stark tabuisiertes Thema, das nur langsam in das Bewusstsein der Bevölkerung dringt. In 53 von insgesamt 99 Fällen waren die älteren Menschen von Misshandlung und Missbrauch betroffen. In der Mehrzahl waren es Frauen über 80 Jahre.

Mehrheitlich erfuhren die Betroffenen psychische Misshandlung, wie Demütigung, Drohung, Liebesentzug, zermürbende Kritik, tagelanges Schweigen oder massive Vorwürfe.

Nicht immer geschieht die Misshandlung absichtlich, sie kann sogar mit guten Absichten geschehen, so zum Beispiel durch Überfürsorge. Die beachtliche Zahl von 46 Vernachlässigungen lässt aufhorchen. Misshandlungen oder Vernachlässigungen von Betagten geschehen oft in der Folge von Überforderung bei der Betreuung und Pflege durch Angehörige.

Denn die häusliche Betagtenbetreuung ist nicht immer eine freiwillig gewählte Tätigkeit sondern einer Pflichterfüllung geschuldet. Sie wird im Verlaufe der Zeit meist zunehmend anspruchsvoller und wird oft ohne ausreichende Vorbereitung und Schulung ausgeführt.

Misshandlung

Gewalt geschieht vor allem zuhause

Jährlich sind in der Schweiz 300’000 alte Menschen Gewalt ausgesetzt. Die Anlaufstelle «Alter ohne Gewalt» will informieren, vernetzen, aufdecken und bekämpfen. weiterlesen

Nicht immer eine Straftat

Nicht immer handelt es sich um eine akute Gewaltsituation, bei der ein Eingreifen der Polizei notwendig ist oder ein Straftatbestand vorliegt. Bei zunehmender Abhängigkeit, veränderten Machtverhältnissen sowie Überforderung in Paarverhältnissen und Eltern-Kind-Beziehungen kann sich psychische Misshandlung schleichend entwickeln.

In solchen Situationen ist die Möglichkeit, sich an eine niederschwellige Anlaufstelle zu wenden, wo vertrauliche Hilfe angefragt werden kann, von grosser Wichtigkeit. Je früher dies geschieht, umso besser.

Die Intervention erfordert von fallbearbeitenden Fachpersonen spezialisierte Kenntnisse über das Alter, altersbedingte Krankheitsbilder und über die verschiedenen Ausprägungen von Gewaltanwendung. Ein umsichtiges Vorgehen, um den Zugang zu den Betroffenen und Beteiligten zu finden, ist unerlässlich.

Die UBA kann bei ihrer Arbeit meist einvernehmliche Lösungen erarbeiten. Sie ist somit gewalt- sowie kriminalpräventiv tätig und kann Leid lindern und Gewalteskalationen verhindern.

Gewalt an älteren Menschen ist eine Realität in der Schweiz. Mehr als 300’000 Personen sind in unserem Land jährlich davon betroffen, und das Dunkelfeld ist gross. Weniger als 5 Prozent der Fälle werden an Fachstellen gemeldet. 

Die UBA klärte, vermittelte und schlichtete in 382 Konfliktsituationen, wobei nebst den finanziellen vor allem die psychischen Probleme zunahmen.

Auffallend viele ältere Menschen klagen über Ängste.

Die UBA geht davon aus, dass die Corona-Zeit (Lockdown, Isolierung, Vereinsamung) und die allgemeine Weltlage einen Einfluss auf die psychische Gesundheit hat oder bereits vorhandene Konflikte verschärft.

→ Hier gehts zur Website der UBA