Von der unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter UBA
Was im Privaten geschieht, bleibt in Krisen- oder Pandemiezeiten leider noch öfter verborgen. Die Lockerung der corona-bedingten Bewegungseinschränkungen im letzten Jahr machten die Meldungen über Gewaltfälle durch Betroffene, Angehörige oder beobachtende Drittpersonen wieder vermehrt möglich.
Nach wie vor ist Gewalt im Alter ein stark tabuisiertes Thema, das nur langsam in das Bewusstsein der Bevölkerung dringt. In 53 von insgesamt 99 Fällen waren die älteren Menschen von Misshandlung und Missbrauch betroffen. In der Mehrzahl waren es Frauen über 80 Jahre.
Mehrheitlich erfuhren die Betroffenen psychische Misshandlung, wie Demütigung, Drohung, Liebesentzug, zermürbende Kritik, tagelanges Schweigen oder massive Vorwürfe.
Nicht immer geschieht die Misshandlung absichtlich, sie kann sogar mit guten Absichten geschehen, so zum Beispiel durch Überfürsorge. Die beachtliche Zahl von 46 Vernachlässigungen lässt aufhorchen. Misshandlungen oder Vernachlässigungen von Betagten geschehen oft in der Folge von Überforderung bei der Betreuung und Pflege durch Angehörige.
Denn die häusliche Betagtenbetreuung ist nicht immer eine freiwillig gewählte Tätigkeit sondern einer Pflichterfüllung geschuldet. Sie wird im Verlaufe der Zeit meist zunehmend anspruchsvoller und wird oft ohne ausreichende Vorbereitung und Schulung ausgeführt.