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Demenzstrategie

Hoffentlich mehr als Papier

In der Schweiz entpuppte sich die Nationale Demenzstrategie als Papiertiger und wurde 2019 eingemottet. Bild Shutterstock

Am 1. Juli beschloss das deutsche Bundeskabinett eine Nationale Demenzstrategie. Damit Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen etwas davon haben, braucht es zusätzlich finanzielle und personelle Ressourcen.

Nun hat auch Deutschland eine Nationale Demenzstrategie. Erarbeitet worden ist sie unter Führung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Bundesministeriums für Gesundheit. Mitgewirkt haben Länder, Kommunen und eine Vielzahl von Organisationen – unter anderem die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DalzG). Heute wird das Bundeskabinett voraussichtlich ohne grosse Widerrede die Nationale Demenzstrategie beschliessen.

Die Strategie umfasst 162 Einzelmassnahmen in den vier Handlungsfeldern:

  • Strukturen zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Demenz an ihrem Lebensort aus- und aufbauen
  • Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen
  • Medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz weiterentwicklen
  • Exzellente Grundlagen und Anwendungsforschung zu Demenz fördern

Es ist gut, dass Deutschland sechs Jahre nach der Schweiz auch eine Nationale Demenzstrategie bekommt. Damit kommt das Thema auf die politische Agenda, Politiker und Öffentlichkeit werden sensibilisiert. Die Ziele der Strategie sind nachvollziehbar: Menschen mit Demenz brauchen Teilhabe, sie und ihre Angehörigen brauchen Unterstützung und medizinische und pflegerische Versorgung. Es ist auch gut, wenn die Demenz-Forschung gefördert wird.

Mit Absichtserklärungen, Papieren und Debatten ist es aber nicht getan. Es braucht handfeste Projekte, und vor allem braucht es für deren Umsetzung finanzielle und personelle Ressourcen. Monika Kaus, Vorsitzende der DAlzG, hat präventiv bereits ihre Zweifel geäussert. «Der Prozess war ein zähes Ringen und wir hätten uns für die Strategie mehr verbindliche Massnahmen mit entsprechender finanzieller Förderung gewünscht», lässt sie sich in einer Medienmitteilung der DAlzG zitieren.

Wie die Schweiz ihre Demenzstrategie eingemottet hat

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Wahrscheinlich hat sie vorgängig bei ihren Kolleginnen von Alzheimer Schweiz nachgefragt. Dort hat sich die 2014 lancierte Nationale Demenzstrategie (auch sie mit vier «Handlungsfeldern») als Papiertiger entpuppt und ist nach fünf Jahren eingemottet worden. Das Nachfolgeprojekt «Nationale Plattform Demenz» beschränkt sich auf weniger Absichtserklärungen, bei denen es vor allem um administrative, finanzielle und versicherungstechnische Aspekte geht.

Auch das ist im Grunde genommen gut – reicht aber bei weitem nicht aus. Wirklich wichtig für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wären zum Beispiel:

  • Demenz- und altersfreundliche Lebensräume
  • Arbeitsplätze und Netzwerke für Menschen im frühen Stadium der Krankheit
  • Finanzielle Entschädigung (Erwerbsausfall) für pflegende Angehörige
  • Sensibilisierung und Schulung des Pflege- und Betreuungspersonals (und in weiteren Bereichen)
  • Niederschwellige und grösstenteils kostenlose Unterstützungs- und Vernetzungsangebote
  • und und und…

Es wird sich bald weisen, ob die deutsche Politik nach A auch B sagen kann. Denn mit einer Strategie ist es nicht getan. Besser wird es erst, wenn für ihre Umsetzung auch die Ressourcen da sind.