Von Michael de Ridder, Mut – Magazin für Lösungen
Klassentreffen stehen nicht selten im Ruch des Spiessbürgerlichen und Sentimentalen, vor allem wenn sich ergraute «Uhus» nach Jahrzehnten beim Bier zusammenfinden.
«Bloss keine alten Geschichten aufwärmen» …. «peinlich» … «gruselig» … «eher mach ich ’ne Kreuzfahrt mit mir unbekannten Geronten», spotteten Freunde, als ich ihnen von meinem Klassentreffen in Retrograd erzählte, wie wir Ehemaligen ironisierend unsere Heimatstadt Düsseldorf nennen.
Den Ort, an dem wir 1966 unser Abitur gemacht haben, ausschliesslich Knaben am Humanistischen Görres-Gymnasium, seit jeher «Der Kasten» genannt und auf der ruhigen Seite der «Kö» gelegen.
Unsere Lebenswege könnten unterschiedlicher nicht sein.
Und doch, was hat uns mehr als ein halbes Jahrhundert zusammengehalten? Woher die Herzlichkeit, mit der wir uns in die Arme fallen, als hätten wir erst gestern die Schule verlassen, hier und heute im Bistro Klee, im Herzen der Düsseldorfer Altstadt?
Uli, mit dem ich neun Jahre den Schulweg teilte, ist zu Tränen gerührt, unser langjähriger Klassensprecher, der erst vor einem halben Jahr den Vorsitz im Aufsichtsrat des grössten deutschen Stahlkonzerns aufgab:
«Ihr kennt mich doch, Freunde, ich hab nah am Wasser gebaut.» Sagt’s, stellt seinen Rucksack ab, hebt das Altbierglas und prostet uns zu: «Super, dass wieder mal alle da sind! Auf uns und unser nächstes Treffen! Und ihr wisst ja, ihr seid meine Gäste.»