Wie von einer fremden Kraft angezogen, stürzt du dich auf Krumen, dürre Blätter, Haarfäden, auf alles, was auf dem Boden liegt, auf dem Teppich. Es ist, als ob du in diesen Momenten aus einem lethargischen Stillstand erwachtest, als ob deine Entschiedenheit und Leidenschaft sich der vergangenen Jahre erinnerte.
Alles Verdorrte und Leblose – Samenstände zum Beispiel – klaubst du mit Vehemenz auf, als wären es lästige Insekten, die du eliminieren musst. Auch mein Nein schützt sie nicht davor.
Blog Wolkenfische
Dieser Blog handelt von der Alzheimer-Krankheit meines Mannes. Er handelt von Veränderung und Hader, aber auch von Nähe und dem Erkennen, dass die Krise, in die wir gestürzt wurden, uns auf einen Weg bringt, den wir als wahr empfinden.
– Susanna Erlanger
Auch schmutzige Gegenstände sind in deinen Fokus geraten: Du reibst sie reinlich aus, benetzt sie wieder und trocknest sie von Neuem. Dann siehst du die Gerätschaft durch, und kommentierst, wo sie hingehört, wo ihr Platz ist, und was man damit macht.
Später fährt dein angefeuchteter Zeigefinger wieder auf einen Krümel auf dem Boden zu. Dann muss wieder etwas abgewaschen werden, das Becken mit dem Lappen ausgetrocknet, und der Lappen ausgewrungen sein.
Dabei sind deine Bewegungen verzögert wie die Töne eines Harmoniums, so als ob du dir zuerst überlegen müsstest, wie du die Gabel hinlegst, den Schrank schließt, die Klinke der Küchentür loslässt.
Demenzabklärung beim Spezialisten
Wir fahren den weiten Weg mit dem Zug in die Stadt: Dein Kopf soll geröntgt werden. Dann liegst du in der MRI-Röhre. Doch nach sieben Minuten sehen wir von außen durch die Glasscheibe, dass du aufstehen willst.
So gehe ich in den Röntgenraum und setze mich neben die Maschine, um dir die Hand zu halten und dir zuzureden. Vorher unterschreibe ich noch ein Formular, in dem ich bestätige, dass mir bewusst ist, dass ich mich Strahlen aussetze. Dann fährt der Schlitten dich wieder in die Röhre, und die Aufnahme beginnt von vorn.