Ich gehe nicht so weit, einen Sinn in dieser Zeit zu suchen. Ich bin schon froh, wenn sich vielleicht ein Pfad abzeichnet – ein Pfad für mich, für dich. Du fragst: »Darf ich wirklich sagen, was ich nicht will, darf ich ‚nein‘ sagen?«
Denn du warst zeitlebens vorsichtig mit dem Nein-Sagen, so als ob du befürchtetest, andere zu verlieren (auch mich) und im ‚Nein‘ allein dazustehen. Dass dir nun das ‚Nein‘ eine Frage ist, zeigt mir, dass auch du auf einem Weg bist.
Ich habe die DVDs weggeworfen – alle. Ich will nicht mehr in fremden Geschichten leben.
100
Ich reihe hier Erlebnisse, Gespräche aneinander, als ob sie Kristalle auf einer Kette des Schicksals seien, die mich in die Tiefe der Verheissung führt. Ich hangle mich ihr entlang durch Schichten und Sphären, in denen mir deine Welt entgegenkommt.
Noch kann ich erkennen, was mir begegnet, noch erreiche ich dich im Grund unserer Leben.
101
»Manchmal stehe ich in der Nacht auf und schreibe«, sage ich. Du öffnest die Augen und strahlst mich an: »Das ist wichtig!«, sagst du. »Das ist wichtig!«
»Ich will abschliessen«, sagst du. – »Was willst du abschliessen?« – »Alles!«, sagst du. Und dann erklärst du mit Heftigkeit: »Die Liebe, die Liebe ist das Allerwichtigste!« Und ich entgegne: »Das Allerwichtigste für mich ist, dass du mein Mann bist.«
102
Wenn uns der Himmel sein Licht schickt, und wir uns im Gespräch begegnen, einen Moment lang, kurz, mutet es mich an, als ob dieses Licht durch die Jahre deiner Krankheit bis zu den Menschen hindurchscheine, die wir einmal waren. Und dann sehe ich dich.
In den Nächten fliegt mir aus der Dunkelheit mein verschüttetes Leben entgegen, und was ich davon in Worte fassen kann, spreche ich in mein Diktiergerät. Und an den Tagen schreibe ich in meine Kladde, was mir die Nächte zugetragen haben. – Was sind das für Nächte! Und was sind das für Tage!