Wie Hans-Jürgen seine Frau liebevoll durch den Alltag begleitet
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Konfetti im Kopf

»Bei uns ist jeden Abend Heiligabend«

Hans-Jürgen und MaRia lachen oft zusammen. Foto Michael Hagedorn

Seit der Demenzdiagnose seiner Frau begleitet Hans-Jürgen Wertens sie mit wachem Blick und viel Geduld. Er richtet den Alltag so ein, dass MaRia Sicherheit, Nähe und Freude erlebt. Dabei entdeckt er selbst, wie tragend eine Liebe ist, die den Moment ernst nimmt – und nicht den Verlust.

Hans-Jürgen Wertens hat sich und seiner MaRia geschworen, dass er für sie da ist – mit ganzem Herzen. Seit ihrer Demenzdiagnose ist es sein Ziel, ihr Leben so schön und lebenswert wie möglich zu gestalten. Dadurch, so bestätigt er mir immer wieder, hat er auch sein eigenes Leben immens bereichert. Was für viele wie ein schweres Schicksal wirkt, hat das Ehepaar aus Düsseldorf in etwas Kostbares verwandelt. Ich habe in zehn Jahren an ihrer Seite viel von ihnen über Lebens- und Liebensqualität in Zeiten erfahren, in denen die Demenz beinahe wie ein Dritter im Bunde mitgeht.

Über Michael Hagedorn und »Konfetti im Kopf«

Michael Hagedorn begleitet seit vielen Jahren Menschen mit Demenz und dokumentiert ihre Lebenswelt in Bildern und Geschichten. In seinem Blog »Konfetti im Kopf« zeigt er, wie Nähe, Humor und echtes Hinsehen Verbindung schaffen. Sein Ansatz: Menschen würdevoll sichtbar machen – jenseits von Klischees.

Immer wieder erstaunt mich, mit wie viel Liebe und Geduld Hans-Jürgen für sein »Mariechen« da ist und ihr, stets mit zärtlichem Blick auf ihre aktuelle Situation, Räume von Sicherheit, Nähe und Freude eröffnet. Ich erinnere mich gut an die Zeit, in der sie jede Woche das offene Atelier für Menschen mit Demenz im Lehmbruck-Museum in Duisburg besuchten und gemeinsam kreativ waren.

Ihr gemeinsamer Radius ist, trotz der Demenz, noch immer erstaunlich groß. Erst kürzlich haben sie, obwohl MaRia inzwischen nicht mehr sehr mobil ist, Urlaub in einer Rehaklinik im schönen Weserbergland gemacht. Über 50 Jahre sind die beiden verheiratet, und noch immer umarmen, küssen und suchen sie die Nähe des anderen wie am ersten Tag. »MaRia hat mich durch meine dunkelsten Jahre begleitet«, sagt Hans-Jürgen. »Jetzt kann ich für sie da sein. Durch sie und die Demenz habe ich die absichtslose Liebe entdeckt. Was für ein Geschenk!«

Besonders abends zeigt sich diese Liebe auf berührende Weise. Jeden Abend legt sich Hans-Jürgen zu seiner Frau und singt ihr Lieder vor, bis sie einschläft. Am liebsten mag sie Weihnachtslieder. Wenn er »O du fröhliche« anstimmt, schließt MaRia mit einem zarten Lächeln die Augen. »Bei uns«, sagt er, »ist jeden Abend Heiligabend.«

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