Anna und ihre Mama Faride
Anna Asenkerschbaumer ist 35 Jahre alt, lebt in Traunstein und arbeitet als Vertriebsingenieurin. Vor fünf Jahren erhielt ihre Mutter Faride die Diagnose Alzheimer. Anna änderte damit auch ihr Leben und zog aus Brasilien zurück in ihre Heimatstadt. »Meine Mama ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich für sie da sein möchte«, sagt Anna. Und doch sind da Wut, Sorgen, Ängste und Zweifel. In den vergangenen Jahren sei sie in ihre Aufgaben hineingewachsen, so Anna. Und noch etwas habe sich verändert: »Ich habe mir meine Selbstbestimmung zurückgeholt mit der bewussten Entscheidung, Mama mit dieser Krankheit begleiten zu wollen«, sagt die Traunsteinerin. Zu wissen, dass sie vieles gestalten könne, hilft ihr. So wie die Liebe. »Die Liebe zu meiner Mutter ist so groß, die trägt mich auch durch schwierige Momente«, erzählt Anna.
Meine Herausforderung
Meine Mama Faride und ich haben eine extrem enge Bindung. Als ich sieben Jahre alt war, starb mein Vater. Wir waren von da an immer zu zweit. Das hat uns zusammengeschweißt. Meine Mama kommt ursprünglich aus Kolumbien und hat sich in Deutschland durchgekämpft, weil sie mir ein gutes Leben ermöglichen wollte. Ich habe meine Berufswahl und Karriere auch danach ausgerichtet, dass ich im Alter gut für sie sorgen kann.
Schon 2017 zeichneten sich erste Veränderungen bei ihr ab. Es war mehr als Schusseligkeit, aber ich wollte nicht genau hinschauen. In meinem Umkreis heirateten alle Freundinnen und bekamen Kinder. Ich wusste, dass sich mein Leben massiv ändern würde mit Mamas Diagnose. Das hat mich wütend gemacht, denn ich wollte auch eine Familie gründen und konnte mich mit meiner ganz anderen Realität zunächst nicht anfreunden.
Meine Mama ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich für sie da sein möchte, aber es ist ein enormer Spagat für mich: ein eigenes Leben aufzubauen und gut für Mama zu sorgen. Für mich ist es auch eine Herausforderung, den Schmerz um den konstanten Abschied zu spüren. Ich versuche, das von ihr fernzuhalten und möchte ihr das Leben nicht schwermachen. Diesen Schmerz, den trage nur ich.