Ein straff getakteter Berufsalltag in einer Führungsposition und eine an Demenz erkrankte Mutter – das miteinander zu vereinbaren war über viele Jahre die Herausforderung für Stefanie Wagner-Fuhs. »Ich habe mich zerrissen gefühlt, wollte im Job perfekt liefern und für meine Mutter da sein«, erzählt die Münchnerin. Anfangs versuchte sie, das Thema Demenz aus dem Job herauszuhalten, doch es kam immer häufiger zu Situationen, in denen ihre Mutter sie sofort brauchte. In dieser Mutmachgeschichte erzählt Stefanie, welchen Weg sie gefunden hat.
Lange kam meine Mutter in ihrem Zuhause gut alleine klar, und es gab hilfreiche Nachbarn. Einige Monate nach einem Fahrradunfall entwickelte meine Mutter ein Delir, gefolgt von einer längeren psychischen und körperlichen Krankheitsphase. Sie konnte nicht mehr allein leben – und ich ihr aus der Entfernung nicht helfen.
Also habe ich sie nach München geholt und dort, nachdem die Diagnose Demenz feststand, ein betreutes Wohnen gefunden. Als Einzelkind und ohne Verwandte in die Nähe war ich für meine Mutter alleine zuständig und habe alles für sie organisiert und koordiniert: Arzttermine, Tagesklinik, Pflegeleistungen, Fahrdienst.
Meine große Herausforderung bestand in der Unkalkulierbarkeit der Demenz. Zum Beispiel, wenn meine Mutter mich in einem verwirrten Moment hilflos anrief, und später dann, wenn sie etwa gestürzt war und ich plötzlich das Krankenhaus am Apparat hatte. Es gibt dann keine Wahl, ich musste ad hoc reagieren. Verschieben geht da nicht. Selbst Anrufe bei Ärzten oder der Pflegeversicherung ließen sich nur schwer mit meinem Arbeitstag vereinbaren. Und so habe ich mich immer zerrissen gefühlt, wollte im Job perfekt abliefern und zeitgleich für meine Mutter da sein. Sich um einen Angehörigen mit Demenz zu kümmern – das passt nicht in unser Konzept vom Berufsleben, auch wegen dieser Unplanbarkeit.