Unsere Lehre nach bangen Stunden im Spital - demenzjournal.com

Meine Mutter hat Demenz (7)

Unsere Lehre nach bangen Stunden im Spital

Eine ältere Frau steht auf einer Brücke.

Die wieder strahlende Mutter von Markus Frutig am Sonntag, ‎31. ‎Mai ‎2015, vor der Zürcher Innenstadt. Bild Markus Frutig

Körperlich war die demenziell erkrankte Mutter von Markus Frutig sehr fit. Doch plötzlich wurde die 86-Jährige apathisch und musste notfallmäßig ins Spital gebracht werden. Alles über die Ursache und warum der Vorfall ein Weckruf war.

Eines Dienstagabends klagte meine Mutter über Schwindel und Unwohlsein – und wollte auch nichts essen. Sie lag den ganzen Tag im Bett und wollte nicht aufstehen. Als erste Maßnahme fühlte ich den Puls, der sehr schwach war. Mehrmaliges Nachfragen brachte keine weiteren Informationen aus ihr heraus. Da es bereits nach 20 Uhr war, rief ich schließlich die Notfallnummer an.

Lebenswichtige Signale nicht beachtet

Man riet mir, meine Mutter sofort ins Spital zu bringen. Dort bekam sie als Erstes eine Infusion. Dann folgten zahlreiche Untersuchungen – und bange Stunden des Wartens. Bis gegen Mitternacht endlich etwas Entwarnung gegeben werden konnte: Es handelte sich nicht um einen Infarkt.

Aber man wollte meine Mutter ein paar Tage zur Kontrolle behalten, um sicherzustellen, dass kein ernsthaftes gesundheitliches Problem bestand. Meine Mutter blieb also drei Tage im Spital. Die ungewohnte Umgebung war für sie alles andere als beruhigend und der Abschied auf Zeit fiel uns beiden schwer, aber es war wichtig.

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Die Untersuchungen ergaben dann glücklicherweise, dass bei meiner Mutter alle Körperfunktionen einwandfrei funktioniert. Aber sie war stark dehydriert. Dies deutete auf zu wenig Flüssigkeitszufuhr hin. Ein eindringliches Austrittsgespräch mit der untersuchenden Ärztin folgte. Denn viele und gerade ältere Menschen achten leider viel zu wenig darauf.

Flüssigkeitsmangel ist tödlich

Oft sagt man leicht dahin, dass man genügend trinken würde. Aber wir belügen uns da gerne selber oder prüfen nicht nach, ob wir tatsächlich ausreichend Flüssigkeit zu uns nehmen. Daher hat man hierüber oft zu wenig Kontrolle. Denn eine Trinkmenge von mindestens 1,5 Litern täglich bei einem Gewicht von 54 Kilo ist schnell vergessen, wenn man isst, unterwegs ist, arbeitet oder fernschaut.

Dieser Spitalaufenthalt war also ein ernstes und lebenswichtiges Signal, täglich auf sich zu achten – was übrigens auch auf den Autor zutrifft. Gerade im Berufsleben vergessen viele Menschen, regelmäßig zu trinken. Natürlich kann man auch Suppen oder Obst zur Flüssigkeitszufuhr rechnen, aber es ist wichtig, die Aufnahme korrekt zu messen und zu analysieren.

Dabei haben Ernährungsexperten für gesunde Erwachsene die einfache Regel aufgestellt, rund 0,03 Liter (30 Milliliter) pro Kilo Körpergewicht pro Tag zu trinken. Das bedeutet, dass man mit 90 Kilogramm Körpergewicht stolze 2,7 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen muss, was Disziplin und gute Dokumentation erfordert. Optimal ist reines, frisches (Quell-)Wasser, auch leichte Tees und verdünnte Schorlen, aber möglichst keine Genussgifte wie Kaffee, Softdrinks oder Alkoholisches.

Erinnerungs-Apps oder Strichliste? Die Regelmäßigkeit machts!

Inzwischen gibt es diverse Erinnerungs-Apps, aber dann muss man auch ein Handy bei sich tragen. Daher ist es das Einfachste, eine Strichliste zu führen, in der man täglich jedes Glas Wasser dokumentiert, um den Überblick zu haben.

Nun trinkt meine Mutter gleich morgens zwei Becher. Pro Tag nimmt sie gut vier- bis fünfmal 3 dl lauwarmes Quellwasser aus ihrem Lieblings-Porzellanbecher zu sich. Übrigens: Porzellan oder Kunststoff sind ein guter Rat, denn bei einem Malheur sind Glasscherben viel heimtückischer und gefährlicher als Porzellanscherben. Eine optimale Versorgung mit Flüssigkeit wirkt sich nicht nur positiv auf das Allgemeinbefinden aus – auch die Gehirnleistung ist deutlich stärker. (Fortsetzung folgt)


Herzlichen Dank an den Autor Markus Frutig und die Redaktion von Helvetic Care für die Gelegenheit der Zweitverwertung dieses Beitrags.