8. Pendenzen ordnen
Erarbeiten Sie eine Pendenzenliste mit Themen wie zum Beispiel die Erstellung einer Patientenverfügung, eines Vorsorgeauftrages, eines Vorgehenskonzeptes, einer Mobiliarliste (wem gehört was im Haushalt) und so weiter.
Diskutieren und priorisieren Sie diese Liste mehrmals mit einer aussenstehenden Fachperson, zum Beispiel mit der Alzheimer Schweiz-Beratungsstelle Ihrer Region oder mit Privatpersonen, die mit einer solchen oder ähnlichen Situation bereits vertraut sind.
9. Abschied gestalten
Eine Demenzerkrankung ist ein langsamer Abschied von einem Menschen. Wir gestalten diesen Abschied aktiv, indem wir seit einigen Jahren an einem Wochentag mit unserem Kind und seiner Grossmutter Ausflüge machen.
Diese Ausflüge sind teilweise sehr schön und teilweise schwierig. Manchmal müssen sie gar abgebrochen werden. Der Radius dieser Ausflüge verändert sich mit fortschreitender Krankheit.
Meine Mutter telefoniert noch immer sehr gerne, nimmt Teil an Betreuungsangeboten, geht gerne auswärts essen, besucht, wenn möglich, wöchentlich den Coiffeur und geniesst die Zeit mit ihren Enkelkindern.
Sie empfindet sich selber als kerngesund und möchte die Institution am liebsten verlassen und nach Hause gehen.
Demenz wird – wohl überlegt – auch als «die Krankheit der Angehörigen» bezeichnet.
Tragen Sie deshalb Sorge zu Ihrer eigenen physischen und psychischen Gesundheit. Geniessen Sie mit der betroffenen Person den Moment – hier und jetzt.
10. Auswirkung und Aussenwirkung
Meine Mutter verhielt sich leider bereits vor der Diagnose und im weiteren Verlauf der Krankheit zeitweise aggressiv, böswillig und persönlichkeitsverletzend. Sie suchte aktiv den Widerspruch im Gespräch, spielte Personen gegeneinander aus oder platzierte im Hintergrund gezielte Anschuldigungen.
Ferner griff sie Familienmitglieder und andere Personen tätlich an oder beschimpfte andere wegen ihres Aussehens. Dies steht teilweise in den Akten des Familiengerichtes, welches über meine Mutter eine fürsorgerische Unterbringung verfügen musste.
Viele Personen im Umfeld meiner Mutter glaubten über lange Zeit, was sie sagte und trugen es weiter. Sie glaubten der Krankheitsdiagnose vorerst nicht, sah man ihr doch kaum etwas an. Zudem war meine Mutter eine attraktive, gepflegte und stets gut gekleidete Frau mit einem liebenswürdigen Auftreten.
11. Nutzen der Demenzberatung
Die «zugehende Demenzberatung» haben wir in unserem Fall als äusserst proaktiv wahrgenommen. Durch die grosse und persönliche Erfahrung der beratenden Person mit solchen oder ähnlichen Fällen war sie wahrlich ein Geschenk für uns.
Zudem kam die Fachperson von aussen, bewahrte stets Ruhe, sagte mit wenigen Worten viel, hatte unsere Situation selber verinnerlicht und war präsent. Die Inputs kamen lage- und zeitgerecht.
Zum Beispiel die Vermittlung der Validationstechnik im Umgang mit Menschen mit Demenz: Deren Aussagen sollen nicht durch die Realität korrigiert werden, sondern die zum Ausdruck gebrachte Wahrnehmung soll akzeptiert werden.
Dies kann Auseinandersetzungen im Alltag vermindern. Diese Technik ist im täglichen Leben vielfach anwendbar, zum Beispiel im geschäftlichen Alltag. Jedes Potenzial ist ein Problem und jedes Problem hat Potenzial. In diesem Sinne ist eine Demenzerkrankung für die Angehörigen bei Weitem nicht nur ein Problem.