Darf man einem Demenzkranken sagen, dass er dement ist?

Verdacht auf Demenz

Darf man einem Demenzkranken sagen, dass er dement ist?

Konflikt wegen Demenzverdacht.

Ein Verdacht auf Demenz und die Kommunikation darüber stellt Beziehungen vor ernsthafte Prüfungen. Bild Shutterstock

Manche Menschen mit Demenz-Symptomen verbergen ihre Defizite und streiten sie ab. Wie sollen wir sie darauf ansprechen, ohne sie zu verletzen? Die nachfolgenden Überlegungen werden dir dabei helfen, den richtigen Ton zu finden.

Darf man einem Demenzkranken sagen, dass er dement ist? Diese Frage können wir nicht pauschal mit einem Ja oder einem Nein beantworten. Wie wir angemessen mit Menschen mit Demenz kommunizieren, ist von vielen Faktoren abhängig – zum Beispiel vom Stadium und Art der Demenz, von der Persönlichkeit des Betroffenen, von seinen Bedürfnissen, von seinem seelischen Zustand, von seiner Stimmung usw.

Hier ein paar grundlegende Überlegungen, die dir dabei helfen werden, mit Menschen mit Demenz angemessen über ihre Krankheit zu sprechen:

  • Beziehe den Betroffenen in Abklärung und Diagnose ein. Dies kann ihm helfen, seine Symptome zu verstehen und Vorkehrungen zu treffen. Welche Vorkehrungen dies sein können, erfährst du in unserem Navi »Nach der Diagnose«. Nicht immer gelingt dies, da fehlende Krankheitseinsicht ein Begleitsymptom einer Demenz sein kann.
  • Kommuniziere einfühlsam und ehrlich. Die Diagnose soll in einer einfühlsamen und unterstützenden Weise mitgeteilt werden. Es ist wichtig, dass der Betroffene weiß, dass er Menschen hat, die ihm beistehen.
  • Berücksichtige das Stadium der Erkrankung. Im frühen Stadium können Betroffene die Diagnose verstehen und sich auf die Veränderungen vorbereiten – ausser ihnen fehlt die Einsicht. Wie du damit umgehen kannst, wenn der Betroffene die Defizite abstreitet und nicht zum Arzt gehen will, erfährst du in unserem demenznavi. Im späten Stadium der Krankheit ist die Fähigkeit zum Verstehen und Verarbeiten solcher Informationen stark eingeschränkt.
  • Jeder Mensch hat sein eigenes Verhalten. Manche sind erleichtert, wenn sie eine Erklärung haben für ihre Symptome. Andere reagieren mit Angst, Depression, Wut oder Rückzug auf die Diagnose. Du solltest die Gefühle des Betroffenen respektieren und empathisch mit ihm umgehen. Den einen Menschen kann es helfen, über die Krankheit zu sprechen. Andere möchten es nicht tun oder brauchen Zeit, bis sie dazu in der Lage sind.
  • Wie Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn helfen können. Ein offener Umgang mit der Krankheit kann viele Vorteile bringen. Wenn Menschen aus dem Umfeld informiert sind und den Kontakt weiter pflegen, wird dies dem Betroffenen helfen. Er wird merken, dass er nicht ausgegrenzt wird und sich weiterhin nützlich machen und Lebensqualität haben kann.
  • Professionelle Unterstützung kann wirksam sein. Verdacht, Abklärung und Diagnose sind für die Betroffenen eine grosse Belastung. Auch für Angehörige, Freunde und Kollegen ist es eine Herausforderung. In solchen Situationen können Fachleute wie Ärzte, Psychologen, Psychiater, Demenzberater, Sozialarbeiter, Therapeuten etc. eine grosse Hilfe sein. Nutze die Hilfsangebote, auch in deiner Umgebung gibt es Beratungsstellen, die dir Unterstützung vermitteln können. Hier findest du die Links zu entsprechenden Organisationen.

Du siehst also: Wie man mit einem Menschen mit Demenz spricht, hängt von vielen Faktoren ab und soll immer wieder neu eingeschätzt werden.