31. Dezember 2007 – Rückblende
Im August gab͛s für mich ein Highlight: Drei Tage Malkurs auf der Schwarzwaldalp ob Meiringen. Seit einigen Jahren besuche ich einen Kurs an der Volkshochschule – Zeichnen und Malen lernen von der Piecke auf.
Paul kam mit, er freute sich, er liebt die Berge auch. Da gab͛s viel zu sehen, er suchte und fand Pilze. Ich staunte wieder über sein zuverlässiges Autofahren, tadellos die enge Bergstrasse hinauf.Bild 1
Im September vier Tage auf der Meielis Alp. Auch da fuhr er mit grosser Routine um die engen Kurven, es machte ihm sichtlich Freude. Während ich am Seminar teilnahm, ging Paul spazieren, schlief aber auch auffallend viel.
Mein Tagebuch
Diese Aufzeichnungen sind ehrlich, ungeschminkt, offen und authentisch. Mit der Veröffentlichung im Internet gehe ich bewusst das Risiko des mich (zu sehr?) Öffnens ein – aber mit brennendem Herzen. Meine Notizen zeigen ein eigenes, persönliches und ungeschöntes Bild vom Begleiten meines dementen Partners. Mögen diese Tagebucheinträge Menschen in ähnlicher Situation helfen.(uek)
Hier finden Sie alle bisher veröffentlichten Tagebucheinträge.
In der fröhlichen Gruppe fand er sich gut zurecht, für mich waren es erholsame Tage. Das wieder Einleben zuhause allerdings ein Kapitel für sich …
Meine Freundin Veronika ist an Krebs erkrankt. Hoffnung auf Heilung gibt es nicht mehr. Ich gehe zu ihr, so oft ich es einrichten kann. Wir kennen uns seit 30 Jahren. Ich bin sehr traurig und niedergeschlagen.
6. Januar 2008 – Bitte komm!
Telefon von Veronika. «Komm bitte mit dem Cello, spiel mir was vor!». Kein leichter Gang ins Spital, Paul kommt mit, ich bin so froh. Er trifft sich derweil mit Veronikas Mann. Es ist ein Kommen und Gehen in ihrem Zimmer. «Lassen Sie sich nicht abhalten», ermutigen mich die Pflegenden.
Veronika strahlt mich an, wie nur sie strahlen kann. Endlich sind wir allein. Betend spiele ich für sie, mögen ihr Trost und Kraft zufliessen! Ihre angespannten Gesichtszüge glätten sich, entspannt lauscht sie meinem Spiel. «Komm morgen wieder, bitte, und nimm die Flöte mit!».
Wie gerne erfülle ich ihr auch diesen Wunsch. Sie hatte mir vor paar Wochen ihre Flöte geschenkt, seither frische ich das in der Schule Erlernte wieder auf. Man liest von der tröstenden, ja sogar heilenden Kraft der Musik. Auch bei Paul stelle ich immer wieder fest, dass er an den Lobpreisabenden berührt wird und stets dabei sein will.
15. Januar 2008 – So schwer
Der letzte Tag bei Veronika. Damit ihr Mann etwas ausspannen kann übernahm ich wie schon tags zuvor die Wache am Nachmittag. Nun ist es soweit. Es heisst Abschied nehmen. Welch ein Schmerz! Loslassen, gehen lassen, sich trennen und lösen.
Wir hatten alles ausgesprochen was uns auf dem Herzen lag. Gut, dass man es beizeiten tut, bevor es zu spät ist.