Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zentrums für Gerontologie der Universität Zürich, die von Pro Senectute in Auftrag gegeben wurde. Während zehn Jahren untersuchte die Studie «Digitale Senioren 2020» die Internetnutzung von über 65-Jährigen. Ergebnisse wurden 2010 und 2015 präsentiert. An der dritten Erhebung 2019 nahmen 1100 Seniorinnen und Senioren teil.

Seit Beginn der Untersuchung 2010 hat sich die Zahl der Onliner fast verdoppelt.

Haben 2010 noch 820’000 Seniorinnen und Senioren einen Bogen um digitale Angebote gemacht, waren es 2020 nur noch 400’000. Dabei sei zu beobachten, dass vor allem jüngere Senior:innen internetaffin seien.

«Wir sehen, dass der Anteil der Internetnutzung bei den über 65-Jährigen fast identisch ist mit dem der jüngeren Generation», stellt Alain Huber, Direktor von Pro Senectute Schweiz, an der Pressekonferenz zur Studie fest. Er betont überdies, man müsse die Teilnahme der über 80-Jährigen am digitalen Leben weiterhin fördern.

Der digitale Graben verläuft neu zwischen jüngeren und älteren Senior:innen.Pro Senectute

Woher kommt die Zurückhaltung insbesondere älterer Senior:innen? «Drei Viertel», so Huber, «haben immer noch Sicherheitsbedenken.» Ausserdem sehen einige keinen persönlichen Nutzen darin oder sind unsicher, wie sie die Geräte bedienen sollen.

Was überrascht, ist die ungebrochen grosse Bedeutung des Fernsehers und des Radios.

Beide Medien sind auch 2020 noch die bevorzugten Informationskanäle – über alle Altersgruppen ab 65 hinweg. Trotz der zunehmenden Digitalisierung unter SeniorInnen bleiben diese also weiterhin ein treues Fernseh- und Radiopublikum.

Während die Nutzung des Festnetztelefons und des klassischen Tasten-Handys abnimmt, gewinnt das Smartphone an Einfluss. Im Vergleich zu 2015 hat sich die Nutzung 2020 mehr als verdoppelt. Inzwischen nutzen rund 70 Prozent ein Smartphone, 80 Prozent davon täglich.

Auch Tablets, seit 2011 auf dem Schweizer Markt, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. «Das Spannende ist», meint Peter Burri Follath, Leiter Kommunikation Pro Senectute Schweiz, «dass das Tablet aber bereits jetzt vom Smartphone abgelöst wird.»

Radio und TV stehen weiterhin hoch im Kurs.Pro Senectute

Was bedeutet das für Pro Senectute? «Wir werden die digitalen Kanäle weiter ausbauen, weil hier eine starke Verlagerung stattgefunden hat», sagt Huber. «Aber wir werden weiterhin die klassischen Kanäle wie Radio und Fernsehen bedienen.»

Erstmals untersuchte die Studie, wie verbreitet Wearables wie Smartwatches und Fitness-Armbänder sind und ob sprachgesteuerte Systeme genutzt werden.

Zwar wächst das Interesse vor allem bei jüngeren Senior:innen, insgesamt macht aktuell aber nur ein Zehntel davon Gebrauch. Dennoch betont Burri Follath: «Das ist eine spannende Geschichte, weil das eine neue Dimension in Sachen Internetzugriff bedeutet.»

Der Siegeszug des Smartphones hat Auswirkungen auf die Art der Internetnutzung. Verglichen mit 2015 gehen 2020 doppelt so viele Senior:innen von unterwegs online. Wer seine Website nicht auf die mobile Nutzung ausgerichtet hat, gilt auch bei der älteren Generation als veraltet.

Der Lockdown im Zuge der Coronakrise hat den Digitalisierungsprozess begünstigt.

An der Gültigkeit der Studienergebnisse ändert er gemäss Burri Follath nichts. Er geht davon aus, dass die dargestellte Entwicklung auch eine demographische ist, wenngleich Schulungen und veränderte Rahmenbedingungen einen Einfluss auf das Verhalten der älteren Bevölkerung haben.

Suchmaschinen und E-Mail sind die bevorzugten Dienste.Pro Senectute

«Corona hat aber zu einer grösseren Kompetenz der Seniorinnen und Senioren in Bezug auf die Nutzung digitaler Geräte geführt. Man musste diese Geräte plötzlich regelmässig anwenden.» Hier lag der Fokus auf Kommunikationstechnologien wie WhatsApp oder Videotelefonie.

Hoch im Kurs ist seit Corona auch Online-Shopping, da manche Produkte schlichtweg nur dort erhältlich waren.

Der Lockdown hatte aber noch einen weiteren, positiven Aspekt: «Noch nie haben ältere Menschen so viel Unterstützung bei der Anwendung der Geräte bekommen», sagt Burri Follath.

Quelle Youtube