In der Akutgeriatrie des Zürcher Stadtspitals Waid hingen in den Zimmern und den Gängen der Abteilung während Jahrzehnten viele Bilder aus der städtischen Kunstsammlung. Diese waren von Kunststudenten der Hochschule der Künste ausgesucht und beurteilt worden – aus der Sicht des Künstlers und Kunstexperten. Ein falscher Ansatz, wie sich zeigte.
«Kranke Menschen können den Blick von Bildern an den Wänden kaum abwenden, sie werden Teil ihres Spitalalltags, der überschattet wird durch Krankheit und Auseinandersetzung mit dem Ungewissen», sagt Irene Bopp-Kistler, damals leitende Ärztin und Initiantin des Projekts «Heilende Bilder» im Stadtspital Waid.
Oft seien sie von Patienten oder deren Angehörigen gebeten worden, ein Bild von der Wand zu nehmen, es sei als störend oder gar beängstigend empfunden worden, sagt Ruth Fasol, Stationsleiterin in der Akutgeriatrie. «Ein Patient beispielsweise, der in seinem Delir unter Halluzinationen litt, sah in einem Bild wilde Stiere mit spitzen Hörnern.» Bei einer anderen Patientin habe ein Bild gar ein Delir ausgelöst.
Es zeigte sich, dass abstrakte Bilder mit unklaren Aussagen Verwirrungszustände verstärken, Angst auslösen und sich negativ auf die Emotionen auswirken.
Also beschloss man, die Bilder der städtischen Sammlung nach und nach mit neuen, erfrischenden und sanften Fotografien zu ersetzen. Zu diesem Zweck wurde eine Projektgruppe aus Ärzten, Pflegerinnen und Fotografen gebildet, die einen Massnahmekatalog erarbeitete.