Dieser Sachverhalt hat eine wachsende Bedeutung für das allgemeine Wohlbefinden von an Demenz erkrankten Menschen, da wir mit immer mehr eigenen Zähnen immer älter werden. Somit können mehr Zähne erkranken und die Belastung des Gesamtorganismus durch orale Entzündungsprozesse nimmt zu. Dies führt einerseits zu schmerzhaften Beschwerden in der Mundhöhle mit negativen Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden und die Ernährung.
Andererseits wissen wir heute aufgrund zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen, dass orale Infektionskrankheiten, vor allem die Parodontitis, nicht nur lokale, sondern auch systemische Auswirkungen haben können. So beeinträchtigt die Parodontitis die Behandelbarkeit des Altersdiabetes. Dieser wiederum begünstigt das Fortschreiten der Zahnbetterkrankung.
Zahnfleischentzündungen können aber auch Atemwegsinfekte auslösen oder unterstützen. Interventionsstudien haben gezeigt, dass das Auftreten von Lungenentzündungen in Altersinstitutionen um mehr als zehn Prozent gesenkt werden kann, wenn Zahnfleischentzündungen behandelt werden. Es gibt auch Hinweise, dass Zahnverlust im Alter die Gangsicherheit und die kognitive Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen vermögen.
In einer eigenen Studie haben wir dokumentiert, dass in einer Institution für demenzkranke Menschen fast 60 Prozent der Bewohner, die eigene Zähne hatten, Karies aufwiesen. Eine Entzündung des Zahnfleisches lag bei diesen Menschen zu 85 Prozent vor. Entzündungen der übrigen Mundschleimhäute, z. B. Pilzinfekte, traten bei 35 Prozent der Bewohner auf.
Diese Daten waren gerade deshalb besonders alarmierend, weil die Bewohner von einer qualitativ hochstehenden Betreuung profitierten, die auch eine möglichst regelmässige Zahn-, Mund- und Prothesenhygiene umfasste. Der letzte Zahnarztbesuch lag im Mittel 25 Monate, im Extremfall über 60 Monate zurück.