Frau Goldmann, seit wann arbeiten Sie mit Cannabis?
Es begann 2004 bei der Arbeit mit Patienten mit Multipler Sklerose mit extremer Spastik und starken Muskelkrämpfen. Für sie gab es keine therapeutischen Möglichkeiten. Cannabis erwies sich als einziges Mittel gegen die heftigen Symptome.
Ich begann mich vertieft mit dem Thema zu befassen. Ich erfuhr viel und war je länger je mehr von den Möglichkeiten fasziniert, die Cannabis bei den verschiedenen Symptomen und Beschwerden der Patienten bietet. Vor allem im Vergleich mit neurologischen Schmerzmitteln mit erheblichen Nebenwirkungen oder im Zusammenhang mit Chemotherapien oder Antispastika.Bild 1
Sie wurden zu einer Expertin auf dem Gebiet …
Meine Erfahrungen machte ich in engem Austausch mit Patienten und Angehörigen, Cannabisproduzenten, Wissenschaftlern und Gesundheitsfachpersonen.
Ich nahm an zahlreichen Kongressen teil, manchmal auch in meiner Freizeit. Ich habe sehr viel Interessantes über diese medizinische Schatzkiste Cannabis und ihre zahlreichen therapeutischen Möglichkeiten gelernt.
Ich kam mit zahlreichen Menschen in Kontakt, die ähnliche Ideen hatten.
Mit der Zeit entstand daraus ein solides Netzwerk, das Früchte trägt und auch mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zusammenarbeitet.
Arbeiten Sie nur mit CBD-Produkten oder auch mit solchen auf der Basis des psychoaktiven THC?
Das Augenmerk liegt auf Magistralpräparaten auf der Basis von THC. Aber ich arbeite seit einiger Zeit auch mit CBD, was nicht immer ohne Probleme funktioniert.
Wie schätzen ihre Kolleginnen und Kollegen aus Pflege und Ärzteschaft das medizinische Cannabis ein?
Im allgemeinen sehr positiv. Es gibt aber ein grosses Wissensmanko, was sich in den zahlreichen Anfragen nach mehr Informationen zeigt, vor allem von Seiten der Ärzte. Aktuell erhalte ich viele Einladungen in Qualitätszirkel, wo man über Therapiemöglichkeiten mit medizinischem Cannabis redet, über seine Wirkungsweise und die Nebenwirkungen, aber auch über die Edukation der Patienten.
Die Diskussionen drehen sich auch um Fragen der Dosierung, der Vor- und Nachteile der einzelnen in der Schweiz erhältlichen Magistralpräparate, deren Indikationen und Anforderungen bei der Verschreibung.