Komplexe Interventionen mit mehreren Komponenten zeigen jedoch nicht immer einen sofortigen Nutzen. Häufig ist sind mehrere Anläufe nötig: «Wenn es nicht funktioniert, versuchen wir es nochmals. Vielleicht zum zehnten oder elften Mal», meinte eine Pflegeexpertin.
Gemäss den Befragten wirkt es förderlich, wenn der Erfolg einer Intervention bereits durch Studien belegt ist oder in einer anderen Institution positive Erfahrungen bestehen. Das macht die Intervention glaubwürdig und hat einen motivierenden Effekt.
Implementierungsprozess
«Es gibt einen hohen Kommunikationsbedarf in unseren Teams. Wir müssen vorab ankündigen, dass es bald etwas Neues geben wird. Die Ziele müssen wir mit der Teamleitung definieren. Was möchten wir in welchem Zeitraum erreichen? Und dann müssen wir bestimmte Dinge vorbereiten, damit wir strukturiert vorgehen können», schilderte eine Pflegeexpertin.
Eine detaillierte Planung ist aus Sicht der Befragten wichtig. Im Vorfeld bestimmt das Projektteam die Ziele der Intervention und legt fest, wann und wie die Zielerreichung evaluiert werden soll. Unzureichende Planung kann zu Enttäuschung und Frustration führen. Mit einem Pilotprojekt zu beginnen, ist laut den Befragten sinnvoll. Eventuelle Schwierigkeiten werden dadurch sehr schnell deutlich.
Wissen und Kompetenzen
«Die Fähigkeit, vernetzt denken zu können, ist wichtig. In dieser Hinsicht sind unsere Pflegenden Gold wert. Sie haben sich kontinuierlich weitergebildet. Viele Dinge sind bedeutend einfacher, weil sie bereits Grundlagenwissen haben», berichtete ein Heimleiter.
Auf bereits bestehendes Wissen und vorhandene Kompetenzen zurückgreifen zu können, wirkt sich vorteilhaft aus.
Weiterbildungen und Refresher-Kursen kommt eine wichtige Bedeutung zu. Teamstabilität und eine geringe Fluktuation spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Denn bei hoher Fluktuation besteht die Gefahr von Wissensverlust.
Unsere Untersuchung zeigt, dass die Organisationskultur einen entscheidenden Einfluss hat. Die verantwortlichen Personen können den Umsetzungsprozess aktiv beeinflussen, indem sie folgende Aspekte berücksichtigen:
- Gemeinsame Werte und der Zusammenhalt der Mitarbeitenden sind wichtige Voraussetzungen.
- Interventionen müssen auf die Bedürfnisse der Person mit Demenz abgestimmt sein. Dies erfordert ein hohes Mass an Flexibilität, Wissen und Kompetenz von Seiten der Pflegenden. Der Aufbau demenzspezifischer Kompetenzen ist von zentraler Bedeutung.
- Angehörige einzubeziehen und eine unterstützende Beziehung zu ihnen aufzubauen, sind wichtige Voraussetzungen.
- Rückhalt durch Führungspersonen und durch die Institution ist wesentlich, um Ressourcen für den Implementierungsprozess sicherzustellen (finanziell, personell und zeitlich).
- Die Umsetzung sollte strukturiert erfolgen. Alle beteiligten Personen sollten genau informiert sein. Eine klare Strategie ist wichtig, um zu viele Parallelprojekte zu vermeiden.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass Hindernisse in Bezug auf die Implementierung nicht bei der Person mit Demenz liegen. Entscheidend sind vielmehr die Rahmenbedingungen vor Ort. Für Langzeitpflegeinstitutionen ist es grundsätzlich schwierig, gut ausgebildetes Personal zu finden. Dadurch kann es weiterhin schwierig bleiben, die Kluft zwischen Forschungswissen und Praxis in der Pflege von Personen mit Demenz zu überbrücken.