Professor Dr. Steffen Heinrich vom Kompetenzzentrum Demenz der Ostschweizer Fachhochschule ist Co-Verantwortlich für den Inhalt des Kongresses. Demenzjournal unterhielt sich mit ihm über den Einsatz von Robotern und Assistenzsystemen. Heinrich betont, dass es nicht darum geht, nur technische Trends zu präsentieren. »Wir müssen Technik an die Bedürfnisse der Menschen mit Demenz anpassen, nicht umgekehrt«, sagt Heinrich. Der Fokus müsse auf personenzentrierter Pflege liegen.
Skepsis gegenüber Technik abbauen
Pflegende und Angehörige stehen der Technik oft skeptisch gegenüber, da die Robotik in der Pflege große Missverständnisse verursacht habe. Die bisherigen Roboter waren zu unflexibel und langsam, erklärt Heinrich. »Es gibt jedoch Vorteile, wenn bestimmte Tätigkeiten an die Technik abgegeben werden, etwa Erinnerungsfunktionen oder Botengänge. Wichtig ist, dass technische Systeme an die Bedürfnisse der Menschen angepasst sind.«
Welche Technik braucht der Mensch?
Dass die Pflege in den nächsten Jahren im Zuge der Technisierung und Digitalisierung unserer Gesellschaft einem Wandel unterliegt und es neue Wege zu beschreiten gilt, dürfte unstrittig sein. Doch wie weit darf dieser Wandel gehen? Was ist erforderlich und mit welchen Technologien können Menschen mit Demenz und ihr Umfeld unterstützt werden? Was ist dabei auch moralisch zu beachten? Um diese und viele weitere Themen diskutieren verschiedene Akteure und Anspruchsgruppen am 10. St. Galler Demenz-Kongress am 13. November.
KI-basierte Ansätze gewinnen an Bedeutung, zum Beispiel um Menschen mit Demenz bei der Tagesplanung zu unterstützen. Heinrich sieht Potenzial in der Zusammenarbeit von Forschung und Praxis, um technische Hilfsmittel weiterzuentwickeln. In den Workshops des Kongresses sollen auch Angehörige und Pflegende eingebunden werden, um deren Perspektiven in die Entwicklung einzubeziehen.
Heinrich betont, dass Technik einfach zu bedienen sein muss, damit sie angenommen wird. »Technik muss intuitiv sein, damit die Schnittstelle zwischen Benutzer und Gerät möglichst reibungslos funktioniert«, erklärt er
»Viele technische Geräte scheitern in der Praxis jedoch daran, dass sie entweder zu kompliziert zu bedienen sind oder in ihrer Konzeption unausgereift bleiben. Oft fehlt es an benutzerfreundlichen Lösungen, die den tatsächlichen Bedürfnissen gerecht werden. Technik sollte so gestaltet werden, dass sie ohne umfangreiche Schulungen oder technische Vorkenntnisse genutzt werden kann.«