Lange war Rehabilitation fast ausschließlich mit Schlaganfall oder Hüftbruch verbunden. Menschen mit Demenz hingegen wurden meist ausgeschlossen – oft mit dem Vorurteil, es lohne sich nicht. Der neue Bericht von Alzheimer’s Disease International (ADI) räumt mit diesem Irrtum auf. Er fordert: »Rehabilitation muss für alle mit Demenz selbstverständlich sein – als Teil der Versorgung, als Menschenrecht.«

Zahlen, die Druck machen

55 Millionen Menschen leben heute mit Demenz, bis 2050 könnten es 139 Millionen sein. Im Jahr 2030 werden die jährlichen Kosten bei 2,8 Billionen US-Dollar liegen. Während teure Medikamente bislang nur begrenzt wirken und für viele unerschwinglich sind, zeigt die Forschung: Rehabilitative Ansätze sind wirksam, bezahlbar und nachhaltig. Sie erhalten Fähigkeiten, verzögern den Heimeinzug und verbessern die Lebensqualität von Betroffenen wie Angehörigen.

Was Rehabilitation bedeutet

Es geht um personenzentrierte, konkrete Ziele: wieder allein zum Bäcker gehen, ein Lieblingsgericht kochen oder ohne Angst telefonieren. Rehabilitation arbeitet mit Stärken statt Defiziten – und setzt auf Zusammenarbeit von Fachkräften, Angehörigen und Betroffenen selbst. Sie findet dort statt, wo das Leben spielt: zuhause, in Tageszentren, Kliniken oder Pflegeheimen.

Praxisbeispiele weltweit

Ob Homelearn-Programm in Südkorea, kognitive Rehabilitation in Norwegen oder lokale Initiativen in Indonesien und Togo: Fallgeschichten im Bericht belegen, wie kreative Ansätze Menschen mit Demenz stärken. Sie zeigen zugleich, dass Rehabilitation auch in ressourcenarmen Kontexten möglich ist – wenn der politische Wille vorhanden ist.

demenzworld ist offizieller Partner von ADI. Mit ihrer Community – sie hat 50’000 Mitglieder und ist die grösste im deutschen Sprachraum – macht demenzworld die gleichen Erfahrungen. Wissen, Austausch, Unterstützung, Beratung, Therapien und technische Hilfsmittel verbessern die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen. Sie lohnt sich finanziell, weil sie mittelfristig den Aufwand für Betreuung und Pflege reduziert oder teure Notfälle vermeidet.

Barrieren und Forderungen

Doch noch immer bleibt Rehabilitation für viele unerreichbar. »Oft werden Menschen mit Demenz explizit ausgeschlossen«, kritisieren die Autoren. ADI und demenzworld fordern deshalb:

  • Verankerung in nationalen Demenzplänen,
  • Anerkennung als Grundrecht im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention,
  • Investitionen in Forschung und Umsetzung,
  • und eine Kultur des »Precision Care« – maßgeschneiderte Unterstützung, angepasst an individuelle Ziele und lokale Ressourcen.

Hoffnung statt Resignation

»Wir sprechen über Demenz zu oft in Begriffen von Verlust und Niedergang«, schreiben die Herausgeberinnen Linda Clare und Yun-Hee Jeon. »Aber was, wenn wir uns darauf konzentrieren, was Menschen mit Demenz noch tun können?« Der Bericht ist ein Aufruf zum Umdenken: Rehabilitation ersetzt keine Heilung – doch sie schenkt Menschen mit Demenz Zeit, Würde und Teilhabe.

Fazit: Solange es keine Heilung gibt, ist Rehabilitation die wirksamste Antwort auf Demenz. Der World Alzheimer Report 2025 zeigt, dass es nicht an Methoden fehlt, sondern an Umsetzung. Die Botschaft ist klar: »Reha ist kein Luxus – sie ist ein Menschenrecht.«