Das Hirn auf Trab halten - demenzjournal.com
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Gehirnjogging

Das Hirn auf Trab halten

Wer rastet, der rostet. Das gilt auch für die Zellen, die unser Denken antreiben. Gibt es so etwas wie Gehirnjogging wirklich? Und was bringen Computerprogramme, die Training für die graue Masse versprechen? alzheimer.ch hat sich bei zwei Experten erkundigt.

I M I A A X N I L M. K A L E I G A N. H I H R T P O C S

Nein, das ist kein Verschlüsselungscode, sondern die Übung 1 auf einem Hirnjogging-Portal im Internet. Der Buchstabensalat ergibt Namen: Maximilian, Angelika und Christoph. In fortgeschrittenen Übungen kann man sein Gedächtnis mit Farben-Memory trainieren, Textaufgaben oder Bilderrätsel lösen. Aber funktioniert Hirntraining tatsächlich? Ja, das fanden Forscher aus Japan heraus. Hier der Link zu den Forschungsergebnissen. 

Die japanischen Forscher haben eine Studie mit 32 Jugendlichen gemacht, die ihr Hirn entweder mit dem Computer-Hirntraining Brain Age oder mit dem Puzzlespiel Tetris trainieren sollten. 15 Minuten pro Tag während fünf Tagen pro Woche sassen die im Durchschnitt 20-Jährigen vor dem PC. Abends schrieben sie ihre Höchstleistung auf. Vor und nach der vierwöchigen Studie massen die Forscher die Hirnleistung der jungen Leute mit Tests.

Brain Age steigerte Gedächtnis, die Geschwindigkeit, mit der das Hirn Informationen verarbeitet und die sogenannten exekutiven Funktionen, also wie man das eigene Verhalten analysiert und Entscheidungen trifft.

Mit Tetris verbesserte sich das räumliche Vorstellungsvermögen und die Aufmerksamkeit.

Computerspiele sind einfache Mittel, die Hirnleistungen zu steigern, schliesst der Studienautor Ryuta Kawashima von der Tohoku-Universität in Japan.

Doch ob der japanische Neurowissenschafter objektiv bei seiner Studie vorgegangen ist, darf man bezweifeln: Kawashima hat Brain Age erfunden.

«Hirnjogging hat nicht den Effekt, den sich viele davon versprechen», sagt Ilse Kryspin-Exner, Professorin für Klinische Psychologie an der Universität Wien. Alles, was wir intensiv üben, hinterlässt Spuren im Gehirn. Dabei verändern sich Nervenzellen. Das ist so, als würde sich die Hardware eines Computers an den Benutzer anpassen.

Zwar haben dutzende Studien gezeigt, dass man mit Übungen seine Hirnleistung in allen Altersstufen steigern kann. «Ich bezweifele aber, ob das auch zu Transfereffekten führt», sagt Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich. «Also, dass auch andere als die trainierten Hirnfunktionen besser werden.»

Bei einem nahen Transfer würde Hirntraining lediglich die Funktion verbessern, die den trainierten sehr ähnlich seien, erklärt Jäncke. Ein Musiker lernt zum Beispiel nicht nur Töne und Melodien zu unterscheiden, sondern später auch gesprochene Vokale oder Laute.

Bei einem Ferntransfer werden Funktionen beeinflusst, die wenig mit der trainierten gemeinsam haben.

Lernt ein Musiker erst, Töne besser wahrzunehmen, und würde sich bei ihm später auch das Gedächtnis verbessern, wäre das ein Ferntransfer.

In manchen Studien funktionierte der Nahtransfer. So sollten in einer von Jänckes Untersuchungen Probanden mit Computer-Hirntraining verschiedene Gedächtnistests machen – etwa sich Zahlenfolgen merken. Nach dem Training konnten sich die Probanden nicht nur Zahlen, sondern auch Wörter besser merken, weil die Hirnleistungen ähnlich sind. Die Ergebnisse dieser Untersuchung finden Sie hier.  

Der Ferntransfer scheint jedoch nicht zu funktionieren. Wissenschafter aus Cleveland und Malaysia liessen 93 Studenten Gedächtnistests am PC machen. Ergebniss dazu finden Sie hier. Die Probanden wurden zwar bei den Tests besser, ihre Intelligenz steigerte das jedoch nicht.

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Auch eine Studie aus Grossbritannien mit 11’430 Teilnehmern zeigte, dass man mit Computer-Hirntrainings zwar einzelne Hirnleistungen verbessern kann, aber jene Leistungen, die nicht trainiert wurden, besserten sich nicht. Generelle Denkvermögen liess sich also nicht steigern. Die Resultate dieser Studie finden Sie hier.

«All diese Studien wurden aber mit jüngeren und gesunden Personen gemacht», sagt Kryspin-Exner. «Es ist sehr fraglich, ob man die Ergebnisse auf Menschen mit Demenz übertragen kann.»

Auf die Abwechslung kommt es an

Viel besser als Hirnjogging sei es, etwas zu üben, das man im Alltag anwenden kann, rät Jäncke: zum Beispiel Musizieren oder Sprachen lernen. «Kann man sich nach einem Gehirnjogging irgendwelche Zahlen oder unsinnige Zeichen besser merken, finde ich das ziemlich nutzlos.»

Wertvolle Dienste könnten die Programme jedoch leisten, wenn die Hirnfunktion gestört ist, etwa nach einem Schlaganfall oder einer Schädelverletzung.

«Um im Alter geistig fit zu bleiben, bringen körperliche Bewegung, soziale Kontakte und geistiges Training viel mehr als einförmige Übungen am Computer», ist Ilse Kryspin-Exner überzeugt. «Und zwar lebenslang.»

Auf das Zusammenspiel mehrerer Massnahmen komme es an. Das heisst: Input verschiedenster Art und am besten solcher, der Freude macht – Lesen, Schach spielen oder einen Tanzkurs starten.

«Wichtig ist die Abwechslung, die man dem Hirn bietet, sagt Jäncke. «Die Zeit für Hirnjogging am Computer kann man sich jedenfalls sparen»