Die Studie im Umkehrschluss: Eine positive Einstellung hilft auch unserem Körper.
Bild Pixabay
Während Corona ist positiv denken eine Herausforderung. Mit sorgenvollem Grübeln tut man sich trotzdem keinen Gefallen. Gemäss einer Studie könnte konstantes negatives Denken zur Entstehung von Alzheimer Demenz beitragen.
Noch gibt es kein Heilmittel gegen Demenz. Forschende vermuten aber, dass rund ein Drittel aller Fälle verzögert oder gar verhindert werden kann. Deshalb suchen sie nach Risikofaktoren.
Bekannte Risikofaktoren sind zum Beispiel Bluthochdruck, Adipositas, Diabetes, Rauchen oder eine genetische Vorbelastung. Aktuell geprüft wird ausserdem die Rolle von Infektionen, etwa durch den Erreger Porphyromonas gingivalis.
Doch auch die mentale Gesundheit spielt eine Rolle.
Wer unter Depression, Angststörungen oder dem Posttraumatischen Stresssyndrom leidet, hat ein höheres Risiko, später eine Demenz zu bekommen.
Diesen drei Erkrankungen gemeinsam ist ein fataler Mechanismus: unkontrollierbare negative Denkschleifen, die sich auf die Zukunft (Zukunftsängste) oder die Vergangenheit (Nachgrübeln) richten. Der relativ junge englische Fachbegriff dafür ist «Repetitive Negative Thinking» oder kurz RNT.
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Dr. Natalie Marchant forscht und lehrt am UCL, dem University College in London. 2015 entwickelte sie die These einer «Cognitive Debt», was sich mit «Kognitiver Hypothek» übersetzen lässt. Sie vermutet, dass RNT nicht nur ein Symptom, sondern aktiv an der Entwicklung von Alzheimer Demenz beteiligt ist.
2020 erschien in der Fachzeitschrift Alzheimer’s & Dementiaeine Studie, in welcher Marchant und ihr Team diesen Zusammenhang prüften. Untersucht wurden 360 Erwachsene, die alle über 55 Jahre alt waren. Über zwei Jahre hinweg wurden die Probanden regelmässig befragt, wie sie mit bestimmten unangenehmen Situationen umgingen.
Dabei interessierte die Forscher besonders, ob die Befragten in negative Denkschleifen rutschten.
Während insgesamt vier Jahren massen Marchant und ihre Mitarbeiter die kognitive Leistung mit Fokus auf Gedächtnis, Raumkognition, Aufmerksamkeit und Sprache. Bei der Hälfte der Probanden wurden zusätzlich Gehirn-Scans per PET (Positronen-Emissions-Tomographie) durchgeführt.
Es zeigte sich: Wer die Dinge vor allem negativ betrachtete, hatte einen stärkeren kognitiven Verfall – und mehr Ablagerungen von Amyloid und Tau. Diese beiden Proteine finden sich gehäuft in Gehirnen von Alzheimer-Patienten und gelten als Biomarker für Alzheimer Demenz.
Wie kommen Ablagerungen im Gehirn zustande? Quelle AFI/YouTube
Auch Depression und Angststörungen können zu kognitiven Störungen führen. Dass es jedoch bei keiner dieser Erkrankungen zu Anhäufungen von Tau oder Amyloid kommt, sieht Marchant als Beleg für ihre These: «Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass wiederholtes negatives Denken ein Grund dafür sein könnte, dass Depression und Angststörungen ein Risikofaktor für Alzheimer sind.»
Doch auch das Gegenteil könnte zutreffen: «Menschen, die einen Abfall ihrer Kognition erfahren, könnten sich stärker um ihre Gesundheit sorgen – was wiederum zu negativen Denkschleifen führt», sagt Marchant. Oder die Proteinablagerungen hemmen die Ablösung von negativen Denkkreisläufen. Eine Huhn-Ei-Problematik.
Dass Gedanken einen Effekt auf unseren Körper haben, ist erwiesen.
Angstvolles Grübeln führt zu mehr Stress. Wiederholtes negatives Denken – chronischer Stress – äussert sich auf körperlicher Ebene in Bluthochdruck und erhöhten Kortisolwerten.
Die Verbindung zwischen psychischer und physischer Gesundheit im Hinblick auf Alzheimer muss noch besser untersucht werden, findet Marchant. Die Forscherin sieht darin einen möglichen therapeutischen Hebel. Negative Gedankenkreisläufe könnten durch Kognitive Verhaltenstherapie, Achtsamkeitstraining und Meditation durchbrochen werden.
Und sie plädiert dafür, etwas gegen solche Kreisläufe zu unternehmen: «Obwohl wir noch nicht wissen, ob wir durch die Reduktion von RNT Demenz zukünftig behandeln können: Die mentale Gesundheit zu fördern ist nichtsdestotrotz für das Wohlbefinden im Hier und Jetzt wichtig.»
Es lohnt sich also, es Monty Python gleichzutun: «Always look on the bright side of life!»
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Die Zitate von Dr. Natalie Marchant stammen aus ihrem Artikel Dementia: negative thinking linked with more rapid cognitive decline, study indicates.
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