Es geht nur, wenn man die BPSD radikal akzeptiert. Gemeinsam fanden wir nach und nach Wege, um Momente der Freude und Normalität in unseren Alltag zu integrieren und uns auf das zu konzentrieren, was noch möglich war.
Wir gingen spazieren, hörten ihre Lieblingsmusik – Peter Alexander – oder schauten alte Fotos an. Das gemeinsame Kochen jeden Tag wurde zum Ritual. Manchmal sangen wir lauthals alte Schlager oder prusteten vor Lachen, wenn wir im Fernsehen etwas Lustiges sahen. Die Verhaltens-Symptome traten immer seltener auf.
Natürlich gab es immer wieder schwierige und grenzwertige Momente. Wir – also mein Bruder und mein Sohn, die gemeinsam mit mir meine Mutter pflegten – brauchten manchmal viel Kraft, um mit den Aufs und Abs klarzukommen.
Besonders schlimm war es, als ich im Jahr 2017 – ich war erst 58! – ebenfalls die Diagnose einer Demenz bekam, und zwar einer Lewy-Körperchen-Demenz.
Nach dem ersten Schock und Monaten in einer psychosomatischen Klinik fühlte ich mich aber wieder gerüstet, meiner Mama beizustehen. Überdies konnte ich jetzt viel besser verstehen, was es heißt, die Diagnose einer Demenz zu bekommen und festzustellen, wie sich womöglich Menschen von einem abwenden.
Antipsychotika hat meine Mutter bei uns zu Hause nie bekommen, und das aus gutem Grund. Persönlich sehe ich wenig Nutzen darin. Ich sehe Antipsychotika ausschließlich als letzten Ausweg, der nur in extremen Fällen in Betracht gezogen werden sollte. Meine Mutter war öfter im Krankenhaus – unter anderem wegen Knieoperationen. Häufig bekam sie dort Antipsychotika. Jedes Mal, wenn sie aus der Klinik kam, war sie verwirrt und apathisch. Wir haben die Präparate immer mühevoll ausgeschlichen.