Die Lernenden gingen von der Überlegung aus, dass wir, die im selben Kulturraum geboren und aufgewachsen sind, auch kollektive Erinnerungen haben, die oft mit Darstellungen oder Symbolen, mit Menschen, mit sozialen, politischen oder kulturellen Ereignissen, oder auch Werbung etc. in Verbindung gebracht werden.

Diese Bilder evozieren Erfahrungen und gemeinsame Erinnerungen und ermöglichen so eine Kommunikation. Es entstehen Gespräche zwischen den Betrachterinnen und Betrachtern. Die drei jungen Frauen beschreiben ihr Vorgehen im Projektbeschrieb folgendermassen:

«Wir entschieden uns dazu, eine Collage mit Bildern aus den 50er, 60er, 70er, 80er und 90er Jahren zu gestalten. Wir suchten Bilder zu folgenden Themen: Politik, Menschen, Ereignisse, Bewegungen, Gesellschaft, Familienstrukturen, Ausbildung, Berufswelt, Alter, Jugend, Zusammenhalt, Kommunikation, internationale Politik, Werbung, Kunst, Kultur, Musik, Fernsehen, Film, Kinderbücher, Schweizer Kultur, Mode, Sport, usw.

Anfangs führten wir Interviews mit Verwandten und Bekannten, um zu erfahren was sie an früher erinnert. Diese Interviews führten wir zu den oben genannten Themen und notierten uns, was ihnen spontan dazu einfiel. Wir stellten fest, dass die Idee eines «Erinnerungsbildes» bereits einmal in Deutschland nach einer Idee von Angelika Zegelin in Witten/Herdecke umgesetzt worden war, das diente uns als Anstoss.»

Die drei Lernenden Doris Weidmann (FaGe), Melany Brechbühl (AGS) und Indira Rutz (FaGe) wurden am Lehrlingswettbewerb 2019 ausgezeichnet.Bild Peter Dolder

Anschliessend suchten die drei Lehrfrauen zu jedem der genannten Themen zwei Bilder, gingen damit in ihre Abteilungen und befragten die Bewohnerinnen und Bewohner, wen oder was sie erkennen würden, woran sie das Bild erinnere.

«Am Anfang wussten wir nicht genau, wie wir dieses Erinnerungsbild gestalten sollten, welche Bilder geeignet sind und wie gross die Collage werden soll. Doch nach einer Diskussion waren wir uns einig, wie wir es gestalten möchten. Wir waren uns nicht ganz im Klaren, ob die Bewohner wirklich alle ausgedruckten Bilder erkennen, deshalb starteten wir eine Umfrage. Wie wir die Fotos auslegen möchten war anfangs auch unklar, doch wir nahmen uns Zeit dafür und fanden einen guten Weg, der uns alle zufrieden stellte.»

Die Lernenden an der Arbeit.Bild Peter Dolder

So entstand eine Auswahl von Bildern, die sich für das Projekt Erinnerungsbild eigneten. Die ausgewählten Bilder stellten sie als Collage auf drei Panels zusammen, ein Grafiker machte schliesslich anhand dieser Vorlage das Erinnerungsbild. Jedes der Panels ist eineinhalb Meter hoch und einen Meter breit.

«Beim Auslegen der Bilder kam uns urplötzlich in den Sinn, dass Leute, die an Demenz leiden, so eventuell nichts aus den Bildern schliessen können und somit unsere Idee nicht aufgeht und es den Bewohnern rein gar nichts bringt. Also ordneten wir die ausgeschnittenen Fotos wieder um, so dass sie gleichmässig verteilt auf den drei Plakaten lagen.»

Erinnerungsbilder auf Plachen, Postkarten und im Memory-Spiel.Bild Martin Mühlegg

Zu jedem Bild verfassten sie einen kurzen Erklärungstext – die einzelnen Bilder liessen sie auch als Kärtchen drucken, vorne das Bild, hinten die Erläuterung. Aus 25 Bildern entstand ein Memory-Spiel, aus einigen Bildern liessen sie Puzzles herstellen.

«Für uns war das Spiel nicht besonders schwer, da wir ja nicht an Demenz erkrankt sind, doch für die Bewohner ist es genau richtig, denn wir können die Anzahl Memorypaare je nach Bewohner anpassen.»

Elvis Presley, Bob Dylan und Casablanca regen zum Gespräch an.Bild Martin Mühlegg

Das Erinnerungsbild soll in der Sonnweid aufgehängt werden, die kollektive Erinnerung ansprechen und zum Gespräch animieren. Kärtchen, Memories und Puzzles können zur Aktivierung verwendet werden.

Ein Lerneffekt der Projektarbeit war, dass sich die jungen Frauen mit Themen und Bildern aus der Vergangenheit der Bewohner auseinandersetzen mussten und dabei viel Neues erfuhren.

«Am Ende dieses Projekts sind wir glücklich darüber, dass es zeitlich aufgegangen ist und wir alles fertigstellen konnten. Wir sind der Meinung, wir haben dieses «Erinnerungsbild» mit viel Freude und Engagement gestaltet. Die Collage als Aktivierung verwenden zu können, macht uns glücklich. Auch berührt uns, dass unser Bild Platz in der Sonnweid finden wird. Wir finden es auch für uns schön, mit den Leuten ihre Vergangenheit teilen zu können.»