Pflegeheime sind nicht nur Wohnort für ältere, auf Pflege angewiesene Menschen, sondern auch Arbeitsort für Tausende von Pflegenden aller Ausbildungsstufen. Wie zeit- und energieintensiv Pflege in ungeeigneten Räumlichkeiten sein kann, zeigt die folgende anschauliche Schilderung einer Pflegeassistentin:
«Diese Abteilung wurde total renoviert, aber die Badezimmer blieben genau so klein wie vorher. Man muss täglich einen ‹Tanz› machen, um einen Bewohner zu duschen. Ich rolle den Bewohner im Rollstuhl zur Badezimmertür, gehe rückwärts zum Waschbecken und bücke ich mich, um den Rollstuhl hineinzuhieven. Dann ziehe ich meinen Bauch ein, um mich klein zu machen, und bewege mich zur Seite, wo die Toilette ist. Auch da gibt es nicht viel Platz. Von dort ziehe ich den Rollstuhl ganz hinein.
Der Bewohner hält sich am Waschbeckenfest und steht kurz auf, während ich den Rollstuhl mit dem Fuss aus dem kleinen Raum hinausschiebe. Dabei stelle ich mich hinter den Bewohner, damit er nicht fällt, sollte ihn seine Kraft verlassen. Ich ziehe seine Hose herunter, nehme den Duschstuhl aus der Dusche und lasse den Bewohner Platz nehmen. Dann schiebe ich ihn in die Dusche und ziehe ihm den Rest der Kleidung aus.
Während dem Duschen ‹verstecke› ich mich hinter dem Vorhang, um trocken zu bleiben. Manchmal wasche ich seine Haare. Dann werde ich auch nass und schwitze stark. Sobald das Duschen beendet ist, bitte ich den Bewohner, sich am Handgriff festzuhalten und kurz aufzustehen, damit ich das Duschtuch unter ihn legen und ihn trockenreiben kann. Vergesse ich das Badetuch bereitzulegen, muss ich mich weit hinausbeugen, um es vom Gestell zu holen. Dabei halte ich den Bewohner mit einer Hand fest. Ankleiden passiert in seinem Zimmer, weil es im Bad keinen Platz hat,um saubere Kleidung bereitzulegen. Dafür muss ich ihn erneut auf den Rollstuhl setzen und mit einem extra Handtuch zudecken, weil es im Zimmer viel kälter ist als im Badezimmer. Das heisst, wir machen nun den umgekehrten Tanz.»
Heime erinnern an Spitäler
Heime sind der Lebensmittelpunkt alter Menschen mit Pflegebedarf. Bei Neu- und Erweiterungsbauten von Pflegeheimen wird auf Heimeligkeit, Sicherheit, Ästhetik und die Umsetzung neuester gerontologischer Erkenntnisse geachtet.
Rundläufe, Sinnesgärten, Beleuchtungs- und Farbkonzepte fliessen in die Architektur ein, um Bewohnerinnen und Bewohner in ihren körperlichen, psychischen und kognitiven Einschränkungen zu unterstützen und das Gefühl eines Zuhauses zu fördern.
Trotzdem erinnern die Heime immer noch an Spitäler – mit langen Fluren, Mahlzeitenlieferungen aus der Zentralküche, zentraler Wäscherei, Ausgüssen und Stationszimmern, die eine gute Pflege unterstützen sollen. Das Personal ist angehalten, in dieser spitalähnlichen Architektur Alltagsnähe herzustellen und mit den Bewohnerinnen und Bewohnern den Alltag zu gestalten, sie zu pflegen, zu betreuen und zu aktivieren.