Enzo Bernasconi sitzt in seinem Büro im Luzerner Quartier Schönbühl. Vor sich hat er einen Bildband über den US-amerikanischen Architekten Richard Meier. Zwei Jahre nachdem Bernasconi sein Studium abgeschlossen hatte, besichtigte er in den USA Gebäude des berühmten Kollegen.
«Meier ist meine wichtigste Inspiration», sagt Bernasconi. «Er spielt am schönsten mit Licht. Er nutzt mit Schrägverglasungen, Oblichtern und Pergolen das ganze Repertoire. Seine Bauten sind von Licht durchdrungen, und die Stimmungen wechseln je nach Tageszeit.»
Das Vorhandensein von Tageslicht: Dies sei neben der Raumgestaltung die wichtigste Qualität eines Gebäudes, sagt Bernasconi. «In meinen Häusern muss man die Leuchten nur anzünden, wenn es draussen dunkel ist.
Das Licht ist doch gratis – man wäre dumm, wenn man es nicht nutzen würde.» Gratis seien auch die verschiedenen Stimmungen des Tages, die er mit Fenstern auf den verschiedenen Seiten eines Hauses einzufangen versuche.
Gleichmäßige Ausleuchtung
Die in den vergangenen Jahren angesagte minimalistische «Kisten-Architektur» ist nicht Bernasconis Ding. Diese Häuser haben meist nur auf der Südseite grosse Fensterflächen.
Oft gibt es an den anderen Seiten nur vereinzelte kleine Fenster. «So kann ich nur eine Lichtstimmung einfangen», sagt der Architekt. «Und im hinteren Teil des Raumes ist es düster. Ich möchte, dass die Räume gleichmässig ausgeleuchtet sind.»
Im zweiten Erweiterungsbau, den er für die Sonnweid realisierte, gibt es auf der Nordseite gar eine riesige Fensterfläche. Diese soll nicht nur das von Künstlern geschätzte «weiche» Licht aus Norden einfangen, sondern auch Transparenz erzeugen. Passanten sollen erfahren, was in dem Gebäude passiert, und die Bewohner sehen, was draussen los ist.
Und wie steht es mit der Energiebilanz von Bernasconis «lichten» Häusern? Verursachen die grossen Fenster nicht einen hohen Energieverbrauch? «Die Isolation von Fenstern ist heute kein Problem mehr», sagt er. «In den letzten zehn Jahren hat sich die Dämmungseffizienz verdoppelt. Die Dichtungen sind besser geworden, und man verwendet Dreifachverglasungen mit Gas in den Zwischenräumen. Dank modernster Technik dämmt heute ein Fenster besser als ein nicht mehr ganz zeitgemässes Mauerwerk.»
Hinter dem grossen nordseitigen Fenster in der Sonnweid zeigt sich eine wichtige Entwicklung der Demenzarchitektur: Es ist die erste grosse Rampe, die in einem Wohnhaus für Menschen mit Demenz realisiert worden ist.
Rampen statt Treppen ermöglichen es den Bewohnern, gefahrlos von einem Stockwerk ins andere zu gehen. Sie sind eine tragende Säule im Gesamtkonzept der Sonnweid: Die Bewohner sollen sich unbegrenzt und möglichst gefahrlos bewegen können.