Der ehemalige Werber und Creative Director Daniel Comte leidet seit sechs Jahren an einer Alzheimer-Demenz. Mittlerweile ist die Krankheit so weit fortgeschritten, dass er im Demenzzentrum Sonnweid untergebracht ist. Nach der Diagnose kam der Wunsch auf, ein Fotobuch mit den eigenen Fotografien zu realisieren.
Mit Hilfe seiner drei Söhne Anatole, Basile und Etienne sowie der langjährigen Freundin Heike Rindfleisch machte er sich auf, dieses Projekt umzusetzen. Während drei Jahren war Daniel Comte auf den Strassen und Plätzen von Zürich anzutreffen, wo er unermüdlich fotografierte.
Fast täglich postete er seine schwarz-weiss Fotografien auf Facebook, seine Street Photography erreichte eine stetig wachsende Fangemeinde. Auf der Webseite Stolen Moments findet sich folgendes Zitat dazu:
Eine spezielle Form der Momentaufnahmen ist die Street Photography. Die jeweilige Situation ist keine Inszenierung. Sondern sie passiert rein zufällig, denn die Protagonisten agieren dabei unbewusst. Genau dieser eine Augenblick des Festhaltens zählt.
Diese Augenblicke zählen auch im Umgang mit den an Demenz erkrankten Menschen. Es geht dabei nicht nur um die Versorgung und Betreuung der Betroffenen. Sondern es geht vor allem um gemeinsame Erlebnisse, die durchaus schöne Momente bereit halten – für die Betroffenen selbst, aber auch für ihr Umfeld. Man muss nur den Mut besitzen, in die Welt der Demenzkranken einzutauchen. Eine Welt, die voller Phantasie ist und damit einzigartige und intensive Augenblicke beschert.
Genau um diese Augenblicke geht es in «Stolen Moments».
Sechs Jahre später ist Daniel Comtes Herzenswunsch in Erfüllung gegangen, das Fotobuch Stolen Moments liegt auf, die gleichnamige Ausstellung in der Zürcher Photobastei fand im Herbst 2020 statt.
Daniel Comte
Daniel Comte, geboren 1963 in Bern, besuchte die Kunstgewerbeschule Bern und absolvierte im Anschluss eine Grafikerlehre. Er arbeitete in verschiedenen Agenturen als Art Director, später als Creative Director. In seiner beruflichen Laufbahn gewann er über 300 nationale und internationale Preise. Seine Bilder stellte er bereits in verschiedenen Ausstellungen aus, beispielsweise im Art Directors Club Schweiz oder im Zürcher Theater Rigiblick. In den drei Jahren nach der Diagnose Alzheimer widmete sich Daniel mehr denn je der Street Photography. Seine Bilder postete er in den Sozialen Medien und baute damit eine grosse Community auf.
Das Video zeigt den gemeinsamen Ausflug nach Weinfelden, wo die Wolfau-Druck AG für den Druck des 250-seitigen Werks verantwortlich war. Anatole Comte erzählt im Interview, wie er seinen Vater heute wahrnimmt und wie er ihm, trotz dessen Krankheit, in den letzten Jahren näher gekommen ist.