Eigentlich wollte ich heute über TeilGABE sprechen, aber nach einer Diskussion mit meinem Kollegen Mario Golser gestern trat etwas anderes in den Vordergrund, nämlich die Frage, was unsere Beschäftigung mit Caring Communities und Demenz für Menschen in Pflegeheimen bedeuten kann.
Wie schaffen wir es – und wollen wir es – dass die rund 100.000 Menschen, die in Pflegeheimen wohnen, nicht an den Rand der gesellschaftlichen Wahrnehmung gedrückt werden? Und damit meine ich nicht, dass wir sie nicht sehen. Wir sehen sie in den Medien indirekt als Auslöser von Krisen, Kosten und Konflikten.
Die fragwürdige Hierarchie »digital vor ambulant vor stationär«
Die Frage ist vielmehr, wie wir das Pflegeheim als ihren Lebensort gesellschaftlich verorten und welchen Platz wir ihm in unseren Planungen und Aktivitäten zuweisen. Zugegeben provokant sage ich:
Das Pflegeheim scheint das wirklich Letzte zu sein, das man als Aufenthaltsort erwischen kann, schlimmer als ein Gefängnis. Dort gibt es immerhin meistens ein Entlassungsdatum.
Sehen wir uns das doch mal an: Die Politik propagiert digital vor ambulant vor stationär und schafft damit eine Hierarchie, die Pflegeheime als allerletzte Station positioniert. Die Zugangsbedingungen sind mittlerweile so, dass man fast keine Chance mehr hat, sich für ein Leben im Pflegeheim aktiv und freiwillig zu entscheiden, es ist eine letzte Station oft ohne Zustimmung. Wie »beliebt« die stationäre Langzeitpflege bei Pflegepersonen in der Breite ist, muss ich gar nicht sagen. Und für Angehörige löst es oft eine schwere Krise aus, wenn die von ihnen betreute Person ins Pflegeheim übersiedeln muss.