demenzjournal: Sie leben seit zweieinhalb Jahren als Bewohner einer geschlossenen Abteilung im Pflegeheim. Wie ist es dazu gekommen?
Teun Toebes: Ich habe während meiner Ausbildung zum Pfleger ein Praktikum in einem Heim gemacht, da war ich 17. Vorher hatte ich noch keinen Kontakt zu Menschen mit Demenz gehabt. Ich habe viel Theorie gelernt, praktische Fertigkeiten, zum Beispiel wie man einen Patienten wäscht. Ich wollte aber gern den Menschen näher kommen, es bedrückte mich, dass viele in der geschlossenen Abteilung vor sich hin dämmerten, es fehlte die Lebendigkeit.
Ich hätte mir gewünscht, eine ganze Woche mit ihnen im gemeinsamen Wohnraum zu sitzen, ihnen zuzuhören, genauer mitzubekommen, wie ihnen zumute ist. Das habe ich dann später im Pflegeheim nachgeholt. Ich möchte Menschen mit Demenz besser verstehen, mache mir Sorgen um ihre Zukunft.
Haben Sie auch positive Erfahrungen während Ihrer Ausbildung gemacht?
Auf jeden Fall. Ich habe im Pflegeheim ganz besondere Menschen mit Demenz kennen gelernt, zum Beispiel John, einen ehemaliger Bauleiter. Wir haben uns schnell angefreundet und sind jeden Freitag zusammen ausgegangen, etwa zum Eis essen. Er ist immer mit einem breiten Lächeln zurückgekommen, das hat mich gefreut.
Teun Toebes kommt mit seinem FIlm nach St.Gallen
🎬 Am 25. September um 19 Uhr feiert der Film »Human Forever« von Teun Toebes seine Schweizer Premiere im Kino Scala in St. Gallen. Der Film nimmt das Publikum mit auf eine bewegende Reise in die Welt von Menschen mit Demenz und stellt die Frage nach dem Wert von Menschlichkeit und Empathie in unserer Gesellschaft.
🙋 Teun wird an diesem Abend persönlich anwesend sein und eure Fragen beantworten. Möglich gemacht haben dies die Organisatorinnen des St. Galler Demenz Meets, das drei Tage später in der wunderbaren Lokremise stattfindet.
Gibt es in Ihrer Familie Menschen, die an Demenz erkrankt sind?
Meine Großmutter mütterlicherseits hat vor kurzem eine Demenzdiagnose erhalten. Sie ist 92 und kommt gut damit zurecht, auch weil sie von ihrer Familie gut gepflegt wird. Meine Mutter ist ausgebildete Pflegerin und kümmert sich um sie, ihr Sohn kocht jeden Tag für sie, ich besuche sie regelmäßig.
Auch die jüngere Schwester meiner Großmutter hatte Demenz. Sie war kein einfacher Mensch, alleinstehend, immer tadellos gekleidet. Durch ihre Krankheit hat sie sich isoliert und kam schließlich in ein Pflegeheim. Zufällig war es genau das Heim, in dem ich mein Praktikum als Pfleger gemacht habe. Meine Großtante und ich sind uns dort viel näher gekommen.
Sie bereiten gerade Ihren Master im Bereich Pflegeethik und Pflegepolitik vor. Wie stellt man sich Ihren Alltag als Student im Pflegeheim vor?
Natürlich kümmere ich mich um mein Studium und ziehe mich dann in mein Zimmer zurück. Nebenher versuche ich, Zeit mit den anderen Bewohner:innen zu verbringen. Ich kann jeden Tag viel von ihnen lernen, zum Beispiel geduldig zu sein, genau zuzuhören.