Eine von neun Förderstiftungen initiierte und finanzierte Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigt, dass die selbstgetragenen Betreuungs- und Pflegekosten vor allem den Mittelstand teuer zu stehen kommen.
Je nach Wohnort bestehen zudem frappierende Unterschiede beim frei verfügbaren Einkommen: Bei Rentnerinnen und Rentner, die daheim leben, betragen die Unterschiede bis zu 33‘000 Franken jährlich.
Da in der Schweiz künftig mehr pflegebedürftige ältere Menschen über 85 Jahre leben werden, steigen die Kosten für ambulante und stationäre Betreuung und Pflege weiter an. Berechnungen darüber, wie stark diese Kosten das Gesundheits- und Sozialsystem belasten, gibt es viele.
Aber die finanzielle Belastung für jede einzelne Person ist bisher kaum untersucht. In der Schweiz ist der Eigenanteil, der für Gesundheitskosten selbst bezahlt werden muss, hoch. Betreuung und Pflege können deshalb oft nicht alleine mit dem Renteneinkommen finanziert werden. Viele ältere Menschen müssen auf ihr Vermögen zugreifen oder Sozialtransfers wie Ergänzungsleistungen beantragen.
Die Fachhochschule Nordwestschweiz hat nun im Auftrag von neun Schweizer Stiftungen in einer aufwendigen Simulation die selbstgetragenen Betreuungs- und Pflegekosten und deren Auswirkungen auf das frei verfügbare Einkommen in den 26 Kantonshauptorten berechnet.
Rentnerhaushalte müssen viele Kosten selber tragen
Im Haushaltsbudget der fragilen Rentnerinnen und Rentner sind die Ausgaben für Betreuung ein wichtiger Posten. Sie fallen viel stärker ins Gewicht als die Kosten für die Pflege, da diese in der ganzen Schweiz zu einem grossen Teil von den Krankenkassen übernommen werden.
Viele ältere Menschen benötigen jedoch zunächst Hilfe und Unterstützung – und keine Pflege –, um ihren Alltag zu bewältigen. Diese Kosten müssen weitgehend von den Rentnerinnen und Rentnern selber getragen werden.
Die Berechnungen der Studie zeigen, was das – je nach Kantonshauptort – für eine alleinstehende Person mit mittlerem Einkommen (39‘600 Franken) und Vermögen (137‘300 Franken) pro Jahr zwischen 2200 Franken in Fribourg und fast 23‘000 Franken in Bern ausmachen kann.
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn für den gleichen Einpersonenhaushalt ein tiefes Einkommen und sehr kleines Vermögen angenommen wird: Dann wird in den meisten Kantonshauptorten der grösste Teil der Betreuungs- und Pflegekosten durch die Ergänzungsleistungen gedeckt. Damit sinkt der Anteil der Kosten, den diese Person selbst tragen muss, fast überall auf Null.
Sehr grosse Unterschiede zwischen Kantonshauptorten
Rentnerinnen und Rentner haben bei exakt gleicher Ausgangslage (Gesundheitszustand, Einkommen und Vermögen) je nach Wohnort unterschiedlich hohe Betreuungs- und Pflegekosten selbst zu tragen.
Auch die frei verfügbaren Einkommen unterscheiden sich stark, weil viele Regelungen in der Gesundheitsversorgung, bei den Steuern und der sozialen Sicherheit kantonal und kommunal festgelegt sind.