Das Geschlurfe nervt. Die alte Dame in der Wohnung über einem findet wieder mal keine Ruhe. Hin- und her geht es, in die Küche, ins Bad, die Spülung läuft, dann fällt ihr ein Buch runter – an Schlaf kann man selbst kaum noch denken.
57 Prozent der Älteren, so zeigte die US-amerikanische EPESE-Studie, haben mindestens eine chronische Schlafstörung. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie aus der Schweiz. Die Gründe sind vielfältig: Ältere leiden häufiger unter dauernden Schmerzen oder unter chronischen Krankheiten, die sie nicht schlafen lassen, zum Beispiel Asthma, Herzschwäche oder Depressionen.
«Hinzu kommt, dass ältere Menschen oft viele Medikamente nehmen müssen, die als Nebenwirkung Schlafstörungen verursachen können», sagt Robert Perneczky, Leiter des Alzheimer Gedächtniszentrum an der Ludwig-Maximilians-Uni in München.
Bevor man Schlafmittel nimmt, muss man erst abklären, ob man wirklich unter Schlafstörungen leidet. «Häufig haben ältere Menschen das Gefühl, sie würden zu wenig oder nicht so gut schlafen», sagt Peter Young, Chef-Schlafmediziner an der Uni Münster. «Zu einem gewissen Masse ist das aber normal, denn die Schlafarchitektur verändert sich mit dem Alter.»
Ältere brauchen länger, um einzuschlafen, schlafen etwas kürzer und werden nachts öfter wach. Die Tiefschlafphasen und der so genannte REM-Schlaf sind kürzer, der nicht-REM-Schlaf länger. Ältere würden zudem oft früher zu Bett gehen als in jüngerem Lebensalter und würden dann halt dementsprechend früh aufwachen, sagt Ulrich Hemmeter, Experte für Alters-Psychiatrie in St. Gallen.
demenzwiki
Schlaf
Manche Menschen mit Demenz verlieren ihre «innere Uhr». Sie können Tag und Nacht nicht mehr unterscheiden, sind nachts unruhig, laufen umher und finden … weiterlesen
Angehörige brauchen auch Unterstützung
Ein besonderes Problem ist die veränderte Schlafarchitektur bei Menschen mit Demenz: Bei ihnen kann sich der Schlaf-Wachrhythmus komplett umkehren. «Sie sind nachts total aktiv, laufen herum oder räumen im Zimmer herum», sagt Hemmeter. «Und am Tag sind sie müde, ziehen sich zurück und schlafen.»
Das liegt unter anderem daran, dass durch die Demenz auch Nervenzellen in einem Hirnbereich zugrunde gehen, der für die innere Uhr zuständig ist.
Typisch für die Demenzpatienten sei auch das «Sundowning», sagt Perneczky. «Die Betroffenen werden vor allem gegen Abend unruhig.» Sie wandern nachts im Haus umher, was mit einem höheren Risiko für Stürze verbunden ist, und stören den Schlaf von Angehörigen oder Heim-Mitbewohnern.
Manche bagatellisieren auch das Ausmass ihrer Schlafstörung. «Sie erinnern sich nicht, dass sie schlecht schlafen oder nachts unruhig und agitiert sind», sagt Hemmeter. «Das kann Angehörige und Betreuer sehr belasten und bis zum Burnout gehen. Sie brauchen daher ebenfalls Unterstützung – zum Beispiel Gespräche mit dem Hausarzt oder dem Psychiater.» Die Schlaflosigkeit belaste Betroffene und Angehörige sehr, bestätigt Peter Dolder, Betreuer in der Sonnweid in Wetzikon. «Auch für die Nachtwachen im Heim ist das eine grosse Herausforderung.»
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Bevor der Arzt Medikamente verschreibt, muss man die Ursache suchen und versuchen zu behandeln, etwa die richtigen Medikamente gegen Herzschwäche, Asthma oder Depressionen. «Wichtig ist auch abzuklären, ob die Betroffenen an einem Harnwegsinfekt leiden», rät Betreuer Dolder, «das kann auch vom Schlafen abhalten.»
SchlafhygieneQuelle DGSM
Schlafmediziner Young schlägt Massnahmen zur Schlafhygiene vor, wie sie auch Menschen ohne Demenzerkrankung empfohlen werden:
Dreimal am Tag am besten zur gleichen Zeit essen, sich morgens und am Nachmittag körperlich bewegen und tagsüber geistig stimulieren, etwa mit Gesellschaftsspielen.
Abends nicht zu früh schlafen gehen und gegebenenfalls eine Lichttherapie am Abend, um den Tag zu verlängern. «Wichtig ist, dass die Aktivitäten am Abend heruntergefahren werden, bevor die Unruhe beginnt», sagt Peter Dolder.
«Ein ruhiger, ritualisierter Einstieg in den Abend und in die Nacht kann viel nützen: Mit den Betroffenen reden, beruhigende Musik laufen lassen oder Geschichten erzählen.»
Schlafmittel: Niedrig dosiert, maximal 4 Wochen
Klassische Schlafmittel wie Benzodiazepine oder Benzodiazepin-ähnliche Präparate sollte man nur maximal vier Wochen lang einnehmen. «Sie wirken zwar gut, machen aber schnell abhängig und die Wirkung lässt rasch nach», erklärt Hemmeter.
Ist eine längerfristige medikamentöse Therapie notwendig, können schlafanstossende Antidepressiva und Antipsychotika eingesetzt werden. «Man muss immer Nutzen und Risiko abwägen», so Hemmeter. So könne es sich bei manchen Demenz-Patienten lohnen, Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen, wenn sie dadurch besser schlafen und noch zu Hause betreut werden können.
«Für alle Mittel gilt: So niedrig wie möglich dosieren und nur so lange wie nötig geben», rät Pernecky. Bei leichteren Schlafstörungen können pflanzliche Präparate helfen, der schlaffördernde Effekt ist aber geringer. «Wir können Schlafstörungen zwar nicht «wegmachen»», sagt Schlafmediziner Young, «aber mit der richtigen Strategie kann man die Situation für Betroffene, Angehörige und Betreuer enorm verbessern.»
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